Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Wir sind kein Staat und auch kein Bundesland.
    Regulierungsbehörde

    Unter dem Titel “Wir sind kein Staat” ist in der TAZ vom 19. Juli ein Gespräch mit dem ehemaligen SVP-Abgeordneten Karl Zeller zur Möglichkeit der Schaffung einer Südtiroler Regulierungsbehörde für Energie befragt.

    Einige Auszüge:

    [Die Regulierungsbehörde] fällt in die Bereiche des Wettbewerbs und des Zivilrechts und kann somit nicht lokal gemacht werden, sondern ist immer eine gesamtstaatliche Einrichtung.

    – Karl Zeller, TAZ (19. Juli)

    Falls mit diesem »immer« nahegelegt werden soll, dass das in allen Ländern, insbesondere in allen EU-Ländern so ist, muss dem widersprochen werden. Das nächste Zitat spricht für diese Interpretation von Zellers Aussage:

    Man kann natürlich versuchen, in Rom eine Durchführungsbestimmung auszuhandeln. Ich halte die Erfolgsaussichten aber für äußerst gering. Südtirol ist nun einmal kein Staat, sondern eine autonome Provinz.

    – Karl Zeller, TAZ (19. Juli)

    Das könnte man zunächst als einen weiteren Grund interpretieren, warum die Autonomie unzureichend und die Eigenstaatlichkeit attraktiv und erstrebenswert ist.

    Doch Herr Zeller irrt: Man muss nicht zwangsläufig ein unabhängiger Staat sein, um eine eigene Regulierungsbehörde einzurichten. Eine richtige Autonomie reicht dafür aus. So hat in Deutschland jedes Land das Recht, eine eigene Regulierungsbehörde einzurichten. Fast alle, einschließlich des kleinen Saarlandes, haben dies auch gemacht. Nur vier (Berlin, Brandenburg, Bremen und Schleswig-Holstein) haben ihre Zuständigkeit im Rahmen einer sogenannten Organleihe zumindest vorerst der Bundesnetzagentur überlassen.

    Warum fordern diejenigen, die jetzt laut nach einer Regulierungsbehörde schreien, nicht auch eine eigene Anti-Trust-Behörde, um das Medienmonopol einzudämmen?

    – Karl Zeller, TAZ (19. Juli)

    Das ist ein sehr guter Vorschlag. Zeller spielt auf die Athesia an, deren Medien zwar eine Regulierungsbehörde, aber — vermutlich aus Eigennutz — keine Südtiroler Kartellbehörde fordern. Doch nicht nur die Athesia will die Schaffung einer eigenen Regulierungsbehörde.

    All jene, die sich für einen eigenen Staat einsetzen, wollen zumindest implizit auch die Hoheit in diesem Bereich. Genauso wie alle, die eine sogenannte Vollautonomie möchten, was auch immer das sein soll.

    Nicht zuletzt haben deutsche Bundesländer übrigens neben ihren eigenen Regulierungsbehörden auch Kartellämter. Falls Südtirol dieses Recht nicht hat, zeugt das lediglich davon, dass von einer Vorzeigeautonomie nicht die Rede sein kann. Jedes gewöhnliche deutsche Land hat mehr Zuständigkeiten.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Die Solidaritätskarte ist auch noch einsprachig.

    Autor:a

    ai

    |

    2 Comentârs → on Die Solidaritätskarte ist auch noch einsprachig.

    Die rechtsrechte Regierung von Giorgia Meloni (FdI) hat wenig überraschend die Maßnahmen zugunsten der Ärmsten gekürzt und in diesem Zuge die Solidaritätskarte Dedicata a te eingeführt, deren peinliche, eher an die Kundenkarte eines Discounters erinnernde Bezeichnung1zu Deutsch: »Dir gewidmet« gut zum niedrigen Einmalbetrag (382,50€) und zur paternalistischen Festlegung der damit zu erwerbenden Produkte2so zum Beispiel Zucker ja, aber Salz nicht passt.

    Internetseite der Gemeinde Bozen (Ausschnitt), Hervorhebung von mir

    Laut Auskunft der Gemeinde Bozen sind die näheren Informationen zur Karte und zu ihrer Nutzung, die sich auf den Seiten des Landwirtschaftsministeriums (!) befinden, nur in italienischer Sprache verfügbar. »Zurzeit«, wie es heißt.

    Internetseite des Landwirtschaftsministeriums (Ausschnitt)

    Wir Südtirolerinnen kennen die Definition dieses »zurzeit« nur zu gut — sie deckt sich in der Regel mit jener des Wortes »permanent«. Im Zusammenhang mit einer Maßnahme, die an Personen gerichtet ist, die vulnerabel oder in einer prekären Lage sind, ist die Einsprachigkeit jedoch umso besorgniserregender.

    Und leider ist auch die entsprechende Seite der Post, die mit der praktischen Abwicklung (Übergabe der Solidaritätskarte) betraut ist, wie der gesamte Internetauftritt einsprachig italienisch:

    Internetseite der Post (Ausschnitt)

    Dies betrifft die bereitgestellten Formulare (Vollmacht, Duplikat, neue PIN-Nummer) und Unterlagen (Infoblatt) natürlich genauso. Und die Postamat-Geräte, die man als einzige nutzen kann, um das restliche Saldo zu überprüfen, können ebenfalls kein Deutsch.

    So werden Bedürftige, die nicht italienischer Muttersprache sind (Sprachminderheiten, Migrantinnen…) zusätzlich diskriminiert und minorisiert. Doch diesbezüglich waren auch die italienischen Regierungen anderer politischer Couleur leider nicht besser.

    Siehe auch: 01 02 03 | 04 05 06 07 || 01

    • 1
      zu Deutsch: »Dir gewidmet«
    • 2
      so zum Beispiel Zucker ja, aber Salz nicht


    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Nicolini e la selezione dei primari.

    Autor:a

    ai

    |

    1 Comentâr → on Nicolini e la selezione dei primari.

    Secondo una nota diffusa dal deputato alla Dieta sudtirolese del M5S, Diego Nicolini, in merito ai 52 primari che dovranno rifare il concorso (in quanto la modalità di nomina vigente dal 2017 al 2021 era stata giudicata troppo poco aderente alla normativa emanata dallo Stato centrale), le Commissioni di selezione tutt’ora non seguirebbero i principi della legislazione statale vigente, «a garanzia dell’imparzialità e la trasparenza».

    Tale legislazione

    prevede che dei tre direttori di struttura complessa sorteggiati per far parte della Commissione esaminatrice, due devono provenire da una Regione diversa e scelti dall’elenco nazionale nel rispetto pure della parità di genere.

    – Diego Nicolini (M5S)

    Per mettere «al riparo i futuri primari da ogni possibile ricorso» annuncia la presentazione di un sub-emendamento che

    porti certezza nella legislazione provinciale e metta al riparo i futuri primari da ogni possibile ricorso.

    – Diego Nicolini (M5S)

    Mi piacerebbe capire quali siano le informazioni in mano al Consigliere, ragione per cui qualche giorno fa mi sono anche rivolto a lui via mail, senza per ora aver ricevuto alcuna risposta.

    Infatti, nella stessa sentenza (n. 139/2022) in cui un anno fa censuravano la procedura in vigore dal 2017 al 2021, al punto 5.4 gli stessi giudici costituzionali affermavano che

    il nuovo regolamento di esecuzione […] contenuto nel d. Pres. prov. Bolzano n. 29 del 2021 […] prevede una applicazione conforme ai principi fondamentali della legislazione statale.

    – Corte costituzionale, sentenza n. 139/2022

    Collegamento esterno aggiunto da me

    [E]sso stabilisce che la commissione di selezione debba essere composta da quattro membri – la direttrice sanitaria/il direttore sanitario o una sua delegata/un suo delegato, nonché tre direttori/direttrici di struttura complessa nella disciplina oggetto dell’incarico – questi ultimi componenti individuati tramite sorteggio; l’obbligo di valutazione comparativa di tutti i candidati all’incarico; la formazione, sulla base dei migliori punteggi attribuiti, di una terna di candidati da sottoporre alla scelta finale del direttore generale; l’obbligo di motivazione analitica dell’atto di nomina, laddove il direttore generale scelga uno dei candidati che non hanno conseguito il migliore punteggio.

    – Corte costituzionale, sentenza n. 139/2022

    Non (mi) è dunque chiaro quale sia la ragione per cui Nicolini ritenga che l’attuale normativa sudtirolese non sia una copia sufficientemente fedele di quella statale.

    Vedi anche: 01 || 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Frankreich: Mittelschulprüfung ganz auf Baskisch und Bretonisch.

    Der Druck hat sich gelohnt: Zahlreiche Schülerinnen hatten in der Bretagne angekündigt, ihre Staatsprüfung am Ende der Mittelschule (frz.: Collège) auch im Fach Naturwissenschaften auf Bretonisch abzulegen, obschon das bislang verboten war. In den anderen Fächern (Geschichte, Geographie, Mathematik etc.) waren die sogenannten Regionalsprachen hingegen bereits zugelassen.

    Kurz bevor neulich die diesjährigen Prüfungen stattfanden, lenkte das französische Bildungsministerium ein und gestattete den Schülerinnen erstmals ganz offiziell, auch die Arbeit im Fach Naturwissenschaften in ihrer Sprache abzugeben. Die Maßnahme war vorerst allerdings auf Bretonisch beschränkt, weil es die Jugendlichen der betreffenden Schulen waren, die — nicht zum ersten Mal — mit Ungehorsam gedroht hatten. Die Schülerinnen des Baskenlandes hatten eine entsprechende Genehmigung zudem schon im März erhalten.

    Es ist aber zu erwarten, dass dieses Recht ab dem kommenden Schuljahr auf sämtliche Minderheitensprachen (zusätzlich zu Baskisch und Bretonisch etwa Deutsch, Katalanisch, Korsisch und Okzitanisch) ausgeweitet wird.

    Schon heute ist Frankreich aber weiter als Italien, wo Mittelschul- und Reifeprüfungen, mit Ausnahme der international abgesicherten Minderheiten in den Grenzregionen (Südtirol/nur Deutsch, Aosta/nur Französisch und Friaul-Julien/nur Slowenisch) nicht in den Minderheitensprachen angeboten werden.

    Siehe auch: 01 02 03 || 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Der PD für die Unteilbarkeit der Nation.

    Autor:a

    ai

    |

    0 Comentârs → on Der PD für die Unteilbarkeit der Nation.

    Auch unter der neuen Führung von Elly Schlein verabschiedet sich der grünweißrote PD nicht von seinem Nationalismus — im Gegenteil, er scheint eines der wenigen Themen zu sein, bei denen in der größten italienischen Oppositionspartei noch eine gewisse Einigkeit herrscht.

    So lud der PD am Freitag und Samstag (14. und 15. Juli) zu einer Tagung nach Neapel, die unter dem nicht unproblematischen Motto Einheit und Unteilbarkeit1Una e Indivisibile stand und gegen die Föderalisierungspläne der rechtsrechten Regierung gerichtet war. Die Lega habe FdI erpresst, so der Tenor, und wolle im Gegenzug zur Präsidialreform die Spaltung des Landes durchsetzen.

    Foto: Tageszeitung Domani.

    Die Parteivorsitzende Schlein, die selbst in der stark föderalistischen Schweiz aufgewachsen ist, deren Staatsbürgerinnenschaft sie auch besitzt, warnte in ihrer abschließenden Rede unter anderem vor dem Zerfall des Landes in viele kleine Vaterländer2piccole patrie — ein Reizbegriff, der in Italien das Auslösen von Beißreflexen garantiert, während das bornierte große Vaterland die Gunst des banalen Nationalismus genießt.

    Ich sage übrigens nicht, dass Kritik an den Autonomieplänen von Roberto Calderoli (Lega) nicht zulässig oder gar gerechtfertigt wäre. Wie reflexartig aber die angeblich Progressiven nicht mit einem organischen, sozial kompatiblen Gegenprojekt kontern, sondern auf nationalistische Symbolik und Rhetorik setzen, ist leider bezeichnend. Und wer sich von der neuen Vorsitzenden — auch aufgrund ihrer persönlichen Biografie — etwas mehr Differenzierung und somit wenigstens eine Abschwächung dieses Kurses erhofft hatte, sieht sich wieder einmal enttäuscht.

    Wenn es um Nationalismus geht, kann man in Italien im Grunde nur zwischen einer rechten und einer weniger rechten Rechten wählen, deren Grenzen verschwimmen. Das gilt leider auch und gerade für die Positionen, die der PD in Südtirol vertritt.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 || 01

    • 1
      Una e Indivisibile
    • 2
      piccole patrie


    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • FdI nimmt Wien-Ausflüge ins Visier.

    Autor:a

    ai

    |

    0 Comentârs → on FdI nimmt Wien-Ausflüge ins Visier.

    Der Landtagsabgeordnete Marco Galateo von den neofaschistischen Fratelli d’Italia (FdI) macht sich große und berechtigte Sorgen um die Schulausflüge und fordert daher — wie schon im Falle der bösen Regenbogenflagge — Transparenz. Folgerichtig hat er eine Anfrage (Nr. 2586/23) an die Landesregierung gerichtet, mit der er so einiges in Erfahrung bringen will. Nach einleitendem Geschwafel und drei recht unverfänglichen Fragen tastet er sich schon ab Frage vier, mit der er eine Aufstellung der Reiseziele anfordert, langsam an den eigentlichen Grund seines Vorstoßes heran. In den Fragen fünf bis sieben kann er seine Beunruhigung nicht mehr verschleiern: Ob es denn stimme, dass einige Schulen im vergangenen Jahr nach Wien statt nach Rom gefahren sind. Warum das bitteschön so sei. Wie viele Klassen von welchen Schulen dies betreffe. Und ob es dafür Beiträge und Subventionen von anderen, auch »ausländischen« Institutionen gegeben habe.

    Obwohl es der Nachfolger von Alessandro Urzì (FdI), der inzwischen zum Vorsitzenden der Sechserkommission ernannt wurde, nicht offen zugibt, sind ihm die Ausflüge nach Wien offensichtlich fast genauso ein Dorn im Auge wie die Schutzfunktion Österreichs. Warum bloß fahren die vom österreichischen Joch befreiten Südtirolerinnen noch immer nach Wien statt in die Capitale »ihres« neuen Vaterlandes? Es kann eigentlich nur an den Verlockungen liegen, die »ausländische Agentinnen« mit ihren unanständigen Zuwendungen ausüben. Und hoffentlich reisen nicht auch Klassen italienischsprachiger Schulen nach Wien, sonst könnten sie dort, während sie die erworbenen Deutschkenntnisse praktizieren, vom unseligen Geist des gerupften Doppeladlers in Versuchung geführt werden. Gott bewahre!

    Siehe auch: 01 02 || 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL