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  • Lernstandserhebung Italienisch 2021/2022.

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    0 Comentârs → on Lernstandserhebung Italienisch 2021/2022.

    Kürzlich wurde der Bericht zu den Lernstandserhebungen (2021/22) publiziert. Die Ergebnisse in der Erstsprache Deutsch habe ich hier bereits kommentiert, nun möchte ich kurz auf die erste Fremd- oder Zweitsprache Italienisch eingehen.

    Getestet wurden die Italienischkenntnisse 2021/22 an deutschen Schulen in den vierten Klassen der Grundschule (s. Bericht S. 11ff.) und in den zweiten Klassen der Oberschule (S. 92ff.).

    Vierte Klasse Grundschule

    In der Volksschule wurden nur die passiven Sprachkenntnisse getestet, also das Hör- und Leseverständnis. Angestrebt wird in dieser Schulstufe ein Niveau, das als A1/A2 nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GERS) bezeichnet wird.

    Insgesamt wurde diese Vorgabe von 65,79% der Schülerinnen erfüllt, 34,21% verfehlten sie. Dabei fielen die Ergebnisse in den beiden getesteten Domänen unterschiedlich aus: Beim Hörverständnis erreichten 61,82% der Schülerinnen das erhoffte Ziel (38,18% erreichten es nicht), während es beim Leseverständnis 78,95% schafften (21,05% schafften es nicht).

    Dabei schnitten Mädchen signifikant1im Sinne von »statistisch signifikant« besser ab als Buben, Schülerinnen mit einem Individuellen Bildungsplan (IBP) signifikant schlechter als andere.

    Interessant ist, dass nicht nur Kinder, die zuhause Italienisch sprechen, im Durchschnitt besser abschneiden, als jene die dies nicht tun — sondern auch, wie sich Einsprachigkeit in der Familie auswirkt: Schülerinnen, die angaben, zuhause nur Italienisch zu sprechen, schnitten klar am besten ab, während Schülerinnen, deren einzige Familiensprache Deutsch ist, im Schnitt deutlich schlechter waren. Kinder aus zwei- und mehrsprachigen Familien lagen irgendwo dazwischen.

    Zweite Klasse Oberschule

    In dieser Schulstufe wurden die drei Domänen Hörverständnis, Leseverständnis und Schreiben getestet. Erwartet wurde Kompetenzniveau B1+ des GERS.

    Insgesamt wurde dieses Ziel von 64,36% der Schülerinnen erreicht, 35,64% verfehlten es. Auch in diesem Fall waren die Ergebnisse je nach getesteter Domäne sehr unterschiedlich: Das erwartete Niveau erreichten bezüglich Hörverständnis 58,29% der Schülerinnen (41,71% erreichten es nicht), beim Leseverständnis 79,67% (20,33% erreichten es nicht) und beim Schreiben 62,71% (37,29% erreichten es nicht).

    Auch in diesem Fall konnten Mädchen im Durchschnitt signifikant bessere Ergebnisse als Buben erzielen, Schülerinnen mit IBP schnitten signifikant schlechter ab als andere.

    Erhebliche Unterschiede beim Durchschnittsergebnis ließen sich auch bei einer Aufschlüsselung nach Schultypen erkennen: So lag die durchschnittliche Lösungshäufigkeit der Gymnasiastinnen bei 71,09%, unter den Fachoberschülerinnen bei 63,68% und unter den Berufsschülerinnen bei 51%.

    Wiederum lagen Schülerinnen, deren einzige Familiensprache Italienisch ist, deutlich über und Schülerinnen, die daheim nur Deutsch sprechen, unter dem Durchschnitt.

    Abgefragt wurden in beiden Fällen unter anderem auch die Motivationsfaktoren »Ich lerne Italienisch, um gute Noten zu erzielen« (extrinsisch) sowie »Italienisch gefällt mir« (intrinsisch), wobei sich

    zeigt, dass die Einstellung der Schüler und Schülerinnen der italienischen Sprache gegenüber bei den erzielten Testergebnissen eine wesentlich größere Rolle spielt, als das Streben nach einer guten Note.

    — aus dem Bericht bzgl. der Ergebnisse der 2. Klasse Oberstufe

    Solche Schlussfolgerungen bereiten mir ehrlich gesagt Schwierigkeiten — denn es stellt sich mir die Frage, ob die Schülerinnen bessere Ergebnisse erzielen, weil ihnen Italienisch gefällt, oder ob ihnen Italienisch gefällt, weil sie gut darin sind.

    Vergleich mit Ostbelgien

    Sind die Ergebnisse der Lernstandserhebung gut oder schlecht? In Südtirol ist das Urteil — insbesondere bezüglich Zweitsprache — immer schnell gefällt: sie sind (viel zu) schlecht.

    Da ich unlängst auf die schon 2012 veröffentlichte EU-Studie ESLCSurveyLang gestoßen bin, an der auch die Deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien teilgenommen hat, erlaube ich mir einen diesbezüglichen Vergleich. Ostbelgien war gemeinsam mit Flandern das einzige berücksichtigte Gebiet, dessen erste Fremdsprache nicht Englisch, sondern mit Französisch eine andere Staatssprache war. Außerdem ist Ostbelgien wie Südtirol ein mehrheitlich deutschsprachiges, mehrsprachiges Land. Getestet wurden beim ESLC Schülerinnen aus der achten Schulstufe, vergleichbar mit der dritten Mittelschule bei uns.

    In der achten Schulstufe erreichten 89% der Schülerinnen der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien beim ESLC (2012) mindestens Niveau A1 des GERS beim Hörverständnis (40% B1 oder höher). Beim Leseverständnis erreichten 90% der Schülerinnen mindestens Niveau A1 (38% B1 oder höher). Beim Schreiben lagen 92% mindestens auf Niveau A1 (41% B1 oder höher).

    Bereits vier Schulstufen früher, in der vierten Grundschulklasse, haben 61,82% der Südtiroler Schülerinnen (2021/22) mindestens das etwas über A1 liegende Zwischenniveau A1/A2 des GERS bezüglich Hörverständnis und sogar 78,95% mindestens Niveau A1/A2 bezüglich Leseverständnis erreicht.

    In der zweiten Oberschulklasse, also nur zwei Stufen über den Ostbelgierinnen beim ESLC, erreichten schon 58,29% von Südtirols Schülerinnen (2021/22) schon zumindest das etwas über B1 liegende Niveau B1+ beim Hörverständnis, 79,67% erreichten es beim Leseverständnis und 62,71% beim Schreiben.

    Da zu sagen, Südtirol läge im Vergleich zu anderen mehrsprachigen Gebieten weit hinten, lässt sich zumindest bei diesem Blick auf Ostbelgien nicht bestätigen. Die dort lebende Deutschsprachige Gemeinschaft wird auch in Südtirol bisweilen als Vorbild für die Mehrsprachigkeit genannt — zum Beispiel immer wieder vom Journalisten Massimiliano Boschi.

    Serie I II

    • 1
      im Sinne von »statistisch signifikant«


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  • Phōnē – eine Stimme für Minderheiten.
    Theaterprojekt

    Gemeinsam mit dem Fryske Toaniel Stifting Tryater (Friesisch), dem Deutsch-Sorbischen Volkstheater – Bautzen (Sorbisch), Teatrul Evreiesc de Stat – Bukarest (Jiddisch),
 Teatr Piba – Brest (Bretonisch), Kvääniteatteri – Storslett (Kven),
 Centro Dramático Galego – Santiago de Compostela (Galicisch) und Fíbín (Irisch-Gaelisch) nimmt das Stadttheater Bruneck mit Ladinisch an phōnē – Giving minority languages a voice teil. Das Projekt soll sich — von Juli 2022 bis März 2025 — über insgesamt mehr als zwei Jahre entwickeln und wird von der Hochschule Groningen und der Universität Leipzig wissenschaftlich begleitet.

    Erklärtes Ziel des Projekts ist die Schaffung eines Netzwerks zwischen Künstlerinnen, die eine Minderheitensprache sprechen — um sprachliche und kulturelle Grenzen zu überwinden. Zur Vitalisierung der gefährdeten Sprachen sollen ihnen eine Stimme und eine Bühne gegeben werden, Künstlerinnen und Werke ausgetauscht werden.

    Jede der teilnehmenden Theaterkompanien wird eine spezifische Produktion entwickeln und umsetzen, die von der eigenen Minderheit erzählt. Anschließend wird jedes Stück in mindestens eine der anderen Projektsprachen übersetzt und in der jeweiligen Region vorgestellt.

    Für das Stadttheater Bruneck sind der ladinische Künstler, Autor und Journalist Iaco Rigo und die aus Bruneck stammende Komponistin und Musikerin Maria Craffonara an dem Projekt beteiligt.



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  • Anerkennung weiterer Abschlüsse.

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    1 Comentâr → on Anerkennung weiterer Abschlüsse.

    Vor wenigen Tagen haben sich Vertreterinnen Österreichs und Italiens beim Außenministerium in Wien auf die gegenseitige Anerkennung von 26 neuen Studienabschlüssen geeinigt. Darunter befinden sich Bachelor-, Master- und auch mehrere Lehramtsstudiengänge. Von der Entscheidung betroffen ist unter anderem eine neue Form des integrierten Studiums der Rechtswissenschaften an der Universität Innsbruck.

    Die Gleichwertigkeitserklärung, die im konkreten Fall erst noch durch einen Notenwechsel zwischen Österreich und Italien besiegelt werden muss, hat ein vereinfachtes Verfahren zur Anerkennung der betroffenen Abschlüsse zur Folge und ist traditionell besonders für Südtirol von erheblicher Wichtigkeit. Sie erleichtert den zahlreichen Südtirolerinnen, die in Österreich ein Studium absolvieren, den Einstieg in den hiesigen Arbeitsmarkt, was in Zeiten der Personalknappheit von besonderer Bedeutung ist. Außerdem handelt es sich um einen wesentlichen Beitrag zum Grenzabbau und zum Austausch mit dem deutschen Sprachraum.

    Schade ist allerdings, dass heute derartige bilaterale Übereinkünfte in der EU überhaupt noch nötig sind.

    Siehe auch: 01 02



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  • Québec: Kein Eid auf König Charles.

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    1 Comentâr → on Québec: Kein Eid auf König Charles.

    Durch zivilen Ungehorsam und Durchhaltevermögen konnten die nur noch drei Abgeordneten des Parti Québécois (PQ) zur Assemblée Nationale du Québec kürzlich eine Änderung der Eidesformel bei der Amtseinführung erwirken.

    Obschon sie dadurch zwei Monate lang von den Arbeiten im Landesparlament ausgeschlossen wurden, weigerten sich die Pequistinnen nach der Wahl vom letzten Oktober beharrlich, ihren Eid auf König Charles III. zu leisten. Nicht nur die linksseparatistische Québec Solidaire (QS) schlug sich auf ihre Seite — letztendlich sahen sich auch die regierende CAQ sowie die oppositionelle, unionistische Parti libéral du Québec (PLQ) zum Einlenken gezwungen, da die Monarchie in der frankophonen Provinz auf wenig Gegenliebe stößt.

    Am 9. Dezember verabschiedete die Nationalversammlung daher ein Gesetz, das Artikel 128 der kanadischen Verfassung von 1867 abändert und es den Abgeordneten gestattet, ihren Eid nur noch auf Québec zu leisten. Ab sofort können also auch die Abgeordneten des PQ wieder an den Sitzungen des Parlaments teilnehmen.

    Siehe auch: 01 02



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  • Katalonien: Papst für Ergebnisoffenheit.

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    0 Comentârs → on Katalonien: Papst für Ergebnisoffenheit.

    Papst Franziskus hat der konservativ-monarchistischen spanischen Tageszeitung ABC ein langes Interview gewährt. In dem Zusammenhang wurde er auch zu Katalonien befragt. In Südtirol wird berichtet, er habe unser Land als Vorbild genannt oder gar »gelobt« (Rai Südtirol). In Wirklichkeit hat er jedoch einfach mehrere Möglichkeiten (von Autonomie bis Eigenstaatlichkeit) erwähnt, den Ball sehr flach gehalten und angegeben, dass sich die Kirche nicht für eine bestimmte Lösung einsetzen sollte. Vielmehr findet er, dass sie die Bevölkerung in ihrer Entscheidung ergebnisoffen begleiten sollte.

    Jorge Bergoglio hält also die Sezession für eine gleichwertige und so ungefährliche Option, dass er es nicht etwa für nötig hält, klar Position dagegen zu beziehen.

    Hier eine Übersetzung der betreffenden Stelle im Interview:

    Welche Rolle sollte die Kirche in dieser Angelegenheit [die katalanischen Unabhängigkeitsbestrebungen] spielen?

    Spanien ist nicht der einzige solche Fall auf der Welt. Jedes Land muss seinen eigenen Weg in der Geschichte beschreiten, um derartige Probleme zu überwinden. Es gibt nicht nur eine einzige Lösung. Einige Gebiete haben Sonderstatuten erhalten, um solche Probleme zu lösen, in anderen kam es zu Teilungen, aus denen ein neues Land hervorging. Ist jetzt die Zeit für eine endgültige Lösung für Katalonien gekommen? Ich weiß es nicht. Das müssen Sie selbst entscheiden. Vor ein paar Jahren haben wir den Mut zweier Premierminister erlebt, die Frage in Mazedonien und Nordmazedonien zu lösen. In Italien gibt es ein Gebiet im Norden, Trentino-Südtirol, mit einem eigenen Statut, wo Deutsch und Italienisch gesprochen wird…. Die Engländer hatten eine sehr »englische« Lösung für die Forderungen der Schotten.

    Katalonien genießt bereits eine sehr weitgehende rechtliche Autonomie, und das Problem ist, dass ein sehr großer Teil der Bevölkerung die Abspaltungsbewegung ablehnt.

    Das ist kein außergewöhnliches Problem. Es ist eines, das im Laufe der Geschichte und in der Gegenwart immer wieder aufgetreten ist, und in anderen Ländern ist es häufig gelungen, es ganz oder teilweise zu lösen. Es kann Jahre oder Jahrzehnte dauern, dieses Problem zu lösen. Aber Sie sollten einen Weg finden, es zu lösen.

    Sollte die Kirche eine Rolle spielen oder sollte sie sich heraushalten?

    Die Kirche muss leibhaftig sein. Wenn die Kirche nicht leibhaftig ist, geht es nicht gut, sie muss ihre Menschen begleiten. Was die Kirche nicht tun darf, ist, sich auf die eine oder andere Seite zu schlagen; sie muss die Menschen begleiten, um eine endgültige Lösung zu finden.

    Das hat manchmal zu Problemen geführt, weil die Priester die Unabhängigkeit unterstützt haben. Im Baskenland gab es in der Vergangenheit sogar Priester, die den Terrorismus gedeckt haben.

    Wenn ein Priester die Orientierung über seine wahre Identität verliert, kann er leider in die Politik abdriften. Und wenn ein Priester in die Politik abrutscht, ist das nicht gut… er ist ein Hirte. Es gilt den Menschen zu helfen, gute Entscheidungen zu treffen. Wir sind da, um zu begleiten, nicht um Politik zu machen. Wenn Sie Politik machen wollen, treten Sie als Priester zurück und gehen in die Politik.

    Ich bin übrigens trotzdem nicht der Meinung, dass ein kirchliches Oberhaupt in einer solchen Frage eine Instanz sein sollte.



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  • Allianz diskriminiert Galicisch.

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    0 Comentârs → on Allianz diskriminiert Galicisch.

    Erst im November hatte ein Gericht in O Porriño zugunsten eines galicischen Unternehmers geurteilt, der von der Allianz-Versicherung sämtliche Unterlagen zu seiner Police in galicischer Sprache verlangt hatte. Anders als in Südtirol, wo dies nur für Pflichtversicherungen gilt (und selbst dort vielfach nicht eingehalten wird), sieht das spanische Gesetz vor, dass Versicherungsnehmende grundsätzlich das Recht haben, zwischen den offiziellen Sprachen (Baskisch, Galicisch, Kastilisch, Katalanisch) zu wählen.

    Wenige Wochen, nachdem das Urteil ergangen war, erreichte den Unternehmer nun jedoch ein Schreiben der Versicherungsgesellschaft, mit dem sie ihn — ohne weitere Nennung von Gründen — über die einseitige Vertragskündigung informierte.

    Die zivilgesellschaftliche Vereinigung A Mesa pola Normalización Lingüística, die sich für die Durchsetzung der Rechte von Galicischsprechenden einsetzt und den Kläger gegen Allianz unterstützt hatte, kritisierte das Vorgehen der Versicherungsgesellschaft scharf. Jahrzehnte nach Einführung des Rechts auf freie Sprachwahl in diesem Bereich (1980) sei ein derartiger Vorfall inakzeptabel. Die Botschaft von Allianz sei klar: »An Kundinnen, die ihre verbrieften Rechte kennen und deren Einhaltung fordern, sind wir nicht interessiert.«

    Aufgrund des gerichtlichen Präzedenzfalls kündigte A Mesa jedoch gleichzeitig an, noch vor Jahresende weitere Aktionen gegen Versicherungsgesellschaften einzuleiten, die die Sprachrechte der Galicierinnen missachten.

    Siehe auch: 01



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