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  • Untersagte Fahrraddemo in den Dolomiten.

    Der übereifrige Polizeipräsident von Bozen, Paolo Sartori, hat eine für gestern geplante, ordnungsgemäß von der Lia per Natura y Usanzes (LNU) angemeldete Fahraddemo untersagt, mit der auf den überbordenden Verkehr auf den Dolomitenpässen hätte aufmerksam gemacht werden sollen. Dabei soll die Einschränkung des Demonstrationsrechts ausgerechnet mit einer erheblichen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung begründet worden sein, weil auf der Straße viel Verkehr zu erwarten war. Absurder geht es kaum.

    Laut LNU soll die Demo schon frühzeitig — am 16. Juni — angekündigt worden sein; die Quästur habe die Organisatorinnen jedoch wochenlang im Ungewissen gelassen und das Versammlungsverbot äußerst kurzfristig, drei Tage vor dem gewünschten Termin ausgesprochen. Damit wäre wohl auch ein allfälliger Einspruch nur noch schwer möglich gewesen. Wochenlange Vorbereitungen wurden damit zunichte gemacht, ein konstruktiver Dialog mit den Antragstellenden hat offenbar auch nicht stattgefunden.

    Die Demo war nach Innsbrucker Vorbild konzipiert worden und hätte eine zweistündige, nur einspurige Sperrung der Straße zwischen Sëlva (Plan de Gralba) und Jëuf de Frea vorgesehen. Doch auch ein Alternativvorschlag ohne Straßensperre wurde laut LNU von der Quästur abgelehnt.

    Der Willkürstaat ist schon da.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01 02



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  • Questore Andrea Valentino…
    Razzismo istituzionale

    A fine marzo avevo fatto notare che dall’avvento di Paolo Sartori, la questura di Bozen/Bolzano non aveva pubblicato nemmeno un unico comunicato stampa in lingua tedesca, mentre quelli in lingua italiana erano ben 52. Oltre quattro mesi più tardi non solo la situazione non è cambiata di una virgola, ma non è nemmeno mai stato aggiornato il sito. Mentre nella versione italiana della pagina, come questore, figura correttamente Sartori, dalla versione solo in piccola parte tradotta in tedesco risulta ancora il suo predecessore, Andrea Valentino:

    Screenshot delle versioni in italiano (sopra) e tedesco (sotto) del sito della questura di Bozen/Bolzano

    Questo — oltre ai veri e propri insulti — è un modo assai effettivo e diretto per far comprendere il totale disprezzo per la popolazione maggioritaria di questa terra e i suoi diritti, proprio mentre il Governo sudtirolese continua a tessere le lodi del nuovo questore-sceriffo (e addirittura a mettere a disposizione il proprio personale, in modo da assicurare un minimo di funzionalità a un servizio ormai fatiscente, invece di esigere il passaggio di competenze).

    Al contempo, il Landeshauptmann e l’assessora alla sicurezza insistono a chiedere — come ormai invano da decenni — più poliziotti bilingui, quando è evidente che da parte dello stato non c’è la benché minima volontà di rendere bilingui nemmeno le informazioni più fondamentali, come appunto quelle «statiche» del sito della questura. Oltre alle belle foto con i vari ministri dell’interno non è mai stato raggiunto nulla di sostanziale.

    Per quanto riguarda l’autonomia e il bilinguismo sembra quasi che nessuno abbia il coraggio di dire che ormai il re è nudo.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 | 05 | 06 || 01



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  • Gentile-Briefmarke darf nicht in Frage gestellt werden.

    Bezüglich der Briefmarke, die der Staat dem faschistischen Bildungsminister Giovanni Gentile gewidmet hat, meldet sich jetzt auch Umberto Croppi, Mitglied des italienischen Landeskulturbeirats zu Wort. Das berichtet der Corriere in seiner heutigen Südtirolbeilage. Croppi war MSI-Mitglied, Kulturreferent des neofaschistischen römischen Bürgermeisters Gianni Alemanno (PdL), aber auch Fraktionsvorsitzender der Grünen im Regionalrat des Latium. Zitiert wird er unter anderem folgendermaßen:

    »Abgesehen von den formalen Aspekten gibt es eine wesentliche Tatsache, die wir berücksichtigen müssen: Gentile, ob man es nun gut oder schlecht findet, bleibt einer der Eckpfeiler der universellen Kultur, und dass ihm eine Briefmarke gewidmet wird, scheint mir keineswegs eine Verherrlichung des Faschismus zu sein.« Die Äußerungen über die Figur Gentiles seien legitim, schließt Croppi, aber »die Rücknahme der Briefmarke zu fordern oder ihre Ausgabe zu kritisieren, ist wirklich unangebracht. Es gibt einen Bereich, in dem es legitim ist, seine Meinung zu äußern, und es gibt einen Bereich der Zuständigkeiten. Der Initiator ist das Ministerium, und es gibt eine Kommission der Post: Wenn sie entschieden haben, dass die Briefmarke ihre Berechtigung hat, darf das nicht in Frage gestellt werden.«

    – Corriere (10. August 2024)

    Übersetzung von mir (Original anzeigen)

    «Al di là degli aspetti più formali, c’è un dato sostanziale di cui dobbiamo tenere conto: Gentile, nel bene e nel male, resta uno dei capisaldi della cultura universale e che gli sia dedicato un francobollo non mi pare certo apologia del fascismo.» Legittime le dichiarazioni sulla figura di Gentile, conclude Croppi, ma «chiedere il ritiro o contestare l’emissione del francobollo è veramente fuor d’opera. C’è un ambito in cui è legittimo esprimere la propria opinione e c’è un ambito di competenze. Il promotore è il ministero e c’è una commissione delle Poste: se hanno deciso che il francobollo aveva una sua legittimità, non può essere messo in discussione.»

    – Corriere

    Der Landeshauptmann und der Landesrat für Kultur dürfen also — quasi privat — eine Meinung zu Gentile haben, doch die Briefmarke in Frage stellen dürfen sie nicht, weil irgendwelche formalen Prozeduren und Zuständigkeiten in einem von Neofaschisten und Rechtsradikalen regierten Staat zu ihrer Ausgabe geführt haben. Eine derartige Argumentation ist einfach ungeheuerlich. Auch Gentile hat damals die Abschaffung der deutschen Schule in Südtirol legal und unter Einhaltung aller Zuständigkeiten umgesetzt. Die Rücknahme seiner »Reform« (oder gar der Rassengesetze!) zu fordern, wäre dann laut Croppi wohl unangemessen gewesen.

    Leute mit derart undemokratischen, autoritären Ansichten sitzen jetzt — von Marco Galateo (FdI) berufen — dank Koalitionsentscheidung der SVP im italienischen Kulturbeirat.

    (Doch wenn er schon so penibel auf die Einhaltung von Zuständigkeiten achtet, sollte Croppi vielleicht in seiner Rolle dem Landeshauptmann auch keine Vorschriften machen.)

    Cëla enghe: 01



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  • Die Rückkehr von Puigdemont.
    Mögliche Verhaftung

    Zur möglichen Wahl des neuen katalanischen Präsidenten, Salvador Illa (PSC), die heute im katalanischen Parlament stattfinden soll, hat Ex-Präsident Carles Puigdemont (Junts) nach knapp siebenjährigem Exil seine Rückkehr in den zu Spanien gehörenden Teil Kataloniens angekündigt. Genauso wie bei seinem Gang ins Exil soll es sich dabei nicht um einen persönlichen, sondern um einen politischen Akt handeln. Da er bei den kürzlich stattgefundenen Wahlen ins katalanische Parlament gewählt wurde, will Puigdemont bei der heutigen Abstimmung anwesend sein und seine Stimme in die Waagschale werfen.

    Die Nervosität in Barcelona ist dabei extrem hoch, da sich die spanische Justiz weigert, die vom Kongress beschlossene Amnestie — im Sinne der Gewaltenteilung — vollständig umzusetzen (01). So ist gegen Puigdemont nach wie vor ein Haftbefehl wegen Veruntreuung aufrecht. Rechtsexpertinnen warnen, dass eine allfällige Festnahme illegal wäre.

    Der neue katalanische Parlamentspräsident, Josep Rull (Junts), hat bereits angekündigt, eine Verhaftung im Parlamentsgebäude mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern zu wollen. Ein Eintritt von Ordungskräften ohne seine Zustimmung wäre ein Gesetzesverstoß. Ohnehin könnte die Festnahme bereits außerhalb stattfinden, wo seit heute früh ein Großaufgebot der Landespolizei Mossos d’Esquadra zu sehen ist.

    Die rechtsextreme Vox hat angekündigt, den von ihr verhassten Ex-Präsidenten am Zugang zum Parlament hindern zu wollen, falls es die Polizei nicht tut.

    Große Menschenmengen haben sich in Barcelona bereits zusammengefunden, um den Präsidenten bei seiner Rückkehr zu empfangen.

    Sollte Puigdemont daran gehindert werden, an der Sitzung teilzunehmen, könnte die Vertrauensabstimmung vertagt werden.

    Aktualisierung
    • Um circa 9.00 Uhr ist Puigdemont in Barcelona eingetroffen, wo er vor Zehntausenden am Arc de Triomf ungehindert eine kurze Rede halten konnte.
    • Anders als von allen — einschließlich Polizei und Medien — erwartet, hat er dann doch nicht versucht, ins Parlament zu gelangen, sondern hat den Trubel genutzt, um sich erneut abzusetzen.
    • Den ganzen Tag haben die Mossos anschließend nach ihm gefahndet. Rund um Barcelona wurden — im Rahmen eines Protokolls, das für akute Terrorgefahr gedacht ist — alle Straßen gesperrt und jedes Fahrzeug überprüft, was zu einem enormen Verkehrschaos geführt hat. Die Suchaktion hat scharfe Kritik wegen mangelnder Verhältnismäßigkeit nicht nur von Unabhängigkeitsbefürworterinnen verschiedener Couleur, sondern auch von Polizeigewerkschaften geerntet. Aufgrund der Ankündigung von Puigdemont, an der Vertrauensabstimmung teilnehmen zu wollen, hatte die Polizei offenbar vor, ihn direkt vor dem Parlament festzunehmen.
    • Im Laufe des Tages haben die Mossos zwei Männer aus ihren Reihen verhaftet, die im Verdacht stehen, dem ehemaligen Präsidenten geholfen zu haben.
    • Um circa 10.00 Uhr hat wie geplant das Plenum zur Wahl des neuen katalanischen Präsidenten begonnen. Am späten Nachmittag wurde Salvador Illa (PSC) schlussendlich — mit 68 zu 66 Stimmen ohne Enthaltungen — ins Amt gewählt. Er führt fortan eine Minderheitsregierung, da er sich die Unterstützung von ERC und En Comú Podem dank Zugeständnissen nur punktuell für diese Wahl sichern konnte.
    • Unter anderem hat Illa in seiner Erklärung die ausnahmslose Umsetzung der Amnestie gefordert und angekündigt, aufgrund von Vereinbarungen mit ERC gegenüber Madrid für die Steuerhoheit und in Katalonien für die Stärkung der katalanischen Sprache kämpfen zu wollen. Zur Umsetzung seines Regierungsprogramms will er sich von Mal zu Mal die Stimmen anderer Kräfte — mit Ausnahme von Vox und Aliança Catalana — sichern.

    Die heutige Rede von Puigdemont im Wortlaut:

    Einen wunderschönen Tag! Geschätzte Mitbürger, einen wunderschönen Tag! Seit sieben Jahren verfolgen sie uns, weil wir die Stimme des katalanischen Volkes anhören wollten. Es ist sieben Jahre her, dass sie eine äußerst harte Repression losgetreten haben, die uns ins Gefängnis oder ins Exil geführt hat, die das Leben von vielen Tausend Personen beeinträchtigt hat, weil sie die Unabhängigkeit befürworten und manchmal auch nur dafür, dass sie Katalanisch sprechen. Sie haben es in etwas Verdächtiges verwandelt, Katalane zu sein. In diesen sieben Jahren hat die Repression viel Chaos angerichtet — und das wird so bleiben, bis die Politisierung der Justiz nicht beendet wird und solange vier Richter mehr zu sagen haben als ein Parlament; solange es dem PP gestattet ist, die zweite Kammer des Obersten Gerichtshofs über die Hintertür zu kontrollieren und solange Vox als Einzelkläger zugelassen wird, um politische Dissidenten zu verfolgen. Doch trotz ihrer Mühe, obwohl sie uns Schaden zufügen wollten und obwohl wir ihre repressive Fratze gesehen haben, bin ich heute hierher gekommen, um sie daran zu erinnern, dass wir noch hier sind. Wir sind noch hier! Wir sind noch hier, weil wir nicht das Recht haben, zu verzichten. Das Selbstbestimmungsrecht gehört den Völkern… es gehört den Menschen, die hier leben und deshalb hat kein Politiker das Recht, auf ein Recht zu verzichten, das kollektiv ist: das Recht der katalanischen Bevölkerung, frei über ihre Zukunft befinden zu dürfen. Sehen Sie, heute denken viele, meine Festnahme feiern zu können. Und sie werden denken, dass der Spott uns und euch abschrecken wird, dass es sich dafür lohnt, sogar ein Gesetz ihres Parlament zu missachten. Doch sie irren — und in ihrem Irrtum werden sie ein weiteres Mal die Glaubwürdigkeit der spanischen Demokratie aufs Spiel setzen, auch wenn wir wissen, dass sie das wenig kümmert. Lassen wir uns nicht täuschen, lassen wir uns nicht durcheinander bringen: es ist, war und wird nie ein Verbrechen sein, ein Referendum abzuhalten; und es ist und wird nie ein Verbrechen sein, den Auftrag des katalanischen Parlaments umzusetzen. Jenes Parlament, das jetzt einberufen wurde, um den katalanischen Präsidenten zu wählen, dem aber nicht immer in Freiheit und mit demokratischer Normalität erlaubt wurde, seine Präsidenten zu bestimmen. Vor knapp sieben Jahren haben 2,3 Millionen Menschen abgestimmt: wir haben die Frage beantwortet, die die von mir geleitete Regierung vorgeschlagen hatte, was dank einem Gesetz des katalanischen Parlaments ermöglicht wurde. Aus jenem Sieg — denn es war ein Sieg — entstand eine scharfe Repression, die unser Leben und unsere Institutionen beeinträchtigt hat. Das Amnestiegesetz sollte der Politik zurückgeben, was die politische Sphäre nie hätte verlassen dürfen. Doch einigen Herren am Höchstgericht gefällt und passt das nicht. Wir haben kein Interesse, in einem Land zu sein, in dem Amnestiegesetze nicht amnestieren. Ein Land, wo Amnestiegesetze nicht amnestieren, hat ein Demokratieproblem. Heute findet eine wichtige Parlamentssitzung statt, wie alle Parlamentssitzungen wichtig sind. Was unser Parlament beschließt, respektieren wir immer, ob es uns gefällt oder nicht. Wir müssen unsere Sache machen — und an schwierigen Tagen müssen wir zusammenstehen wie nie und in der Lage sein, neue Gelegenheiten vorzubereiten, denn wir werden sie haben und wir werden sie uns verdienen. Ich weiß nicht wie lange… ich weiß nicht, wann wir uns wiedersehen werden, Freunde. Doch was auch immer passieren wird: Wenn wir uns wiedersehen, sollen wir gemeinsam und laut rufen können, womit ich meine Rede abschließe: Es lebe das freie Katalonien!

    – Carles Puigdemont

    Transkription und Übersetzung von mir

    Cëla enghe: 01



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  • Kommt Korsika auf die Entkolonialisierungsliste?

    Unabhängigkeitsbewegungen weltweit und auch in Europa streben danach, die Auslegung des Rechts auf Selbstbestimmung so zu verändern, dass es ausdrücklich auch Teilgebiete souveräner Staaten berücksichtigt, insbesondere wenn dort sprachlich-kulturelle Minderheiten angesiedelt sind. Die Entkolonialisierung soll demnach in einem umfassenderen Sinn verstanden werden — eine Ansicht, die auch der derzeitige UN-Sonderberichterstatter für Minderheiten, Nicolas Levrat, teilt. Im Laufe der Jahrzehnte war das Recht auf Selbstbestimmung immer wieder interpretativen Veränderungen ausgesetzt, die seinen Umfang erweitert haben — so wie Recht im allgemeinen nicht starr, sondern im steten Wandel ist.

    Die separatistische korsische Linkspartei Nazione hat nun mitgeteilt, Kontakt mit der zuständigen Gruppe C-24 der UNO aufgenommen zu haben, um die Möglichkeit der Eintragung von Korsika ins Verzeichnis der »Hoheitsgebiete ohne Selbstregierung« gemäß Artikel 73 der UN-Charta abzuklären. Gebieten, die auf dieser Liste aufscheinen, steht im Sinne der Entkolonialisierung die Ausübung des Rechts auf Selbstbestimmung zu.

    Nazione möchte das Thema zwar auf die politische Agenda setzen, betont jedoch, dass die Aufnahme in die UN-Liste eine gemeinsame Aufgabe der autonomistischen und separatistischen Parteien sowie der korsischen Bevölkerung sein muss. Die Anfang dieses Jahres gegründete Partei — eine Fusion von Corsica Libera mit weiteren Projekten und Bewegungen, die die staatliche Unabhängigkeit befürworten — weist darauf hin, dass selbst eine starke Autonomie nicht gegen eine Eintragung spreche. Im Gegenteil habe Frankreich die Wiederaufnahme von Französisch-Polynesien in das Verzeichnis 2013 nicht verhindern können, obwohl Paris unter anderem auf die ausgedehnten Selbstverwaltungsrechte der Pazifikinseln hingewiesen hatte. Auch ein aufgrund eines Machtwechsels in letzter Sekunde eingelangter Entscheid des polynesischen Parlaments habe die Eintragung nicht mehr aufgehalten, da die objektiven Kriterien nach Ansicht der Mehrheit erfüllt waren.

    Nazione gibt zu bedenken, dass für die Klassifizierung als »Hoheitgebiet ohne Selbstregierung« die Unterstützung der blockfreien Staaten, die schon bei der klassischen Entkolonialisierung eine wichtige Rolle gespielt haben, ausschlaggebend sei. Übrigens war auch bezüglich Südtirol das Abstimmungsverhalten blockfreier Staaten entscheidend, als Österreich die mangelhafte Umsetzung des Pariser Vertrags vor die UNO gebracht hatte.

    Von Selbstregierung könne man zudem — so die korsischen Separatistinnen — nicht reden, wenn der Staat in Verhandlungen mit dem kontrollierten Gebiet um seine Autonomie rote Linien aufstelle, also gewisse Bereiche a priori von der Selbstverwaltung ausschließe. Zwölf von 17 derzeit offiziell zu entkolonialisierenden Ländern unterlägen derzeit übrigens der Herrschaft europäischer Staaten. Eines, nämlich Gibraltar, befindet sich sogar auf dem europäischen Festland.

    Einen Faktor, den Südtirol im Unterschied zu Korsika nicht für sich ausspielen könnte, ist die sogenannte »Salzwasserregel«. Demnach sei die Tatsache, dass sich zwischen dem Mutterstaat und dem beantragenden Gebiet Salzwasser — also ein Meer oder Ozean — befinde, in der Regel von Vorteil für die Eintragung.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 | 06



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  • Landespressekonferenz italianisiert.
    Jeder macht, was er will

    Landeshauptmannstellvertreter Marco Galateo von den neofaschistischen Fratelli d’Italia hat als einziges Regierungsmitglied eine offizielle Pressekonferenz abgehalten, um über die ersten sechs Monate der neuen Koalition zwischen SVP und recht(sextrem)en Kräften sowie seiner eigenen Arbeit zu sprechen. Weitere Pressekonferenzen dieser Art sind nicht geplant.

    Bildquelle: LPA – Querbalken von mir

    Damit überlässt die Volkspartei die Deutungshoheit über die Koalition (laut Galateo »eine große Liebesbeziehung«) einer extremistischen Splitterpartei, die bei der Wahl 2023 nur 6% und zwei von 35 Abgeordneten erreicht hat. Darüber hinaus ist FdI auch inhaltlich in keinster Weise repräsentativ für das Wahlergebnis.

    Aufgrund der äußerst dürftigen Deutschkenntnisse des Landeshauptmannstellvertreters (01) wage ich zudem die Unterstellung, dass die Arbeit der Koalition nur auf Italienisch vorgestellt wurde, was für ein Minderheitengebiet wie dem unseren inakzeptabel ist.

    Dabei setzt sich

    • der Landtag aus 29 Abgeordneten deutscher, einem Abgeordneten ladinischer und fünf Abgeordneten italienischer Muttersprache,
    • die Koalition aus 13 Mandatarinnen deutscher, einem Mandatar ladinischer und vier Abgeordneten italienischer Muttersprache und
    • die Landeregierung aus acht Mitgliedern deutscher, einem Mitglied ladinischer und zwei Mitgliedern italienischer Muttersprache

    zusammen. Dass sich Galateo auch noch die Trikolore in den Saal hängen ließ, wo sie sonst normalerweise nicht hängt, unterstreicht noch einmal, dass die beiden italienischen Landesräte fast uneingeschränkte Narrenfreiheit genießen. Die Gelegenheit, hier einen Präzedenzfall zu setzen, ließ sich der CasaPound-Freund und Imperialist natürlich nicht entgehen — und distanzierte sich gleichzeitig von der verhassten Regenbogenflagge, die dort während des Pride-Monats hing.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01 02



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  • Rassistischer Brandherd gelöscht.
    L'amour toujours

    Immer wieder werden in Deutschland zu L’amour toujours von Gigi D’Agostino rechtsextreme Chöre gesungen, insbesondere ein Vorfall auf Sylt hatte es auch in die überregionalen Schlagzeilen geschafft. Veranstalter von Volksfesten und anderen Events sahen sich dadurch bereits veranlasst, das Lied vorbeugend ganz aus ihren Playlists zu verbannen.

    Da war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich auch in Südtirol rassistische Nachahmerinnen finden. Und übereinstimmenden Medienberichten zufolge war es leider beim Neumarkter Laubenfest am Wochenende so weit: Mehrere Jugendliche sollen den Song in seiner nationalistisch und ausländerfeindlich umgetexteten Version gegrölt haben.

    Die gute Nachricht ist, dass der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Neumarkt, Johannes Bertignoll, beherzt eingeschritten ist, um das unsägliche Treiben im Keim zu ersticken. Zunächst ließ er die Musik abstellen, dann nahm er das Mikrofon in die Hand und verurteilte die Tat mit den klaren Worten, dass solche Parolen inakzeptabel seien und hier bei uns keinen Platz hätten.

    Leider ist das heute keine Selbstverständlichkeit mehr; schon sieht sich Bertignoll im Internet Anfeindungen ausgesetzt. Gerade deshalb gebührt ihm für seine Zivilcourage ein ganz großes Lob und Dankeschön.

    Womöglich wird der Song jetzt auch in Südtirol bei öffentlichen Veranstaltungen gemieden.



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  • Eiskanal für Südtirol jetzt noch teurer?

    Der Eiskanal in Anpezo, der für den italienischen Nationalstolz und sonst gar nichts errichtet wird, könnte uns noch teurer zu stehen kommen als ohnehin schon befürchtet. Wie bekannt, hat sich Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) im Namen Südtirols schriftlich dazu verpflichtet, sich nach den Olympischen Spielen mindestens 15 Jahre lang an den Folgekosten zu beteiligen, die der unsinnige Bau verursachen wird. Frühestens 2041 kommen wir da also wieder raus.

    Kompatschers Absicht, diese Spesen quasi zum Nulltarif aus dem Grenzgemeindenfonds zu bestreiten, könnten nun die betroffenen Kommunen einen Strich durch die Rechnung machen. Immerhin 35 Bürgermeisterinnen (bei 48 betroffenen Gemeinden) sollen sich kürzlich zusammengesetzt haben, um sich abzusprechen und ihre Ablehnung zum Ausdruck zu bringen. Schließlich wurde der Fonds ersonnen, um die — angebliche oder reale — wirtschaftliche Schlechterstellung von Gemeinden abzufedern, die sich in Regionen mit Normalstatut befinden und an eine Region mit Sonderstatut grenzen. Wie dieses Ziel mit der Finanzierung einer Infrastruktur für eine Handvoll Sportlerinnen in nur einer der angrenzenden Ortschaften vereinbar sein soll, ist schleierhaft. Viele der Grenzgemeinden scheinen jedenfalls kampfbereit und siegessicher. Sie wiesen nämlich darauf hin, dass die von Südtirol und Trentino bereitgestellten Gelder dem Gesetz nach nicht zur Deckung von laufenden Spesen, sondern ausschließlich für Investitionen benutzt werden dürfen.

    Wenn sich also Südtirol einerseits für 15+ Jahre verpflichtet hat und andererseits die Möglichkeit abhanden käme, die entsprechenden Kosten aus dem Fonds zu bestreiten, könnte es sein, dass die Finanzierung des teuren italienenischen Sportchauvinismus zu Lasten des Landeshaushalts geht.

    Cëla enghe: 01 02 03



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