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  • Faschismus, bitte ankündigen.

    Am vergangenen Donnerstag hatte sich ein Schüler der Bozner Galileo-Galilei-Oberschule mit einem Blatt fotografieren lassen, auf dem Antifascismo = Mafia stand. Am darauffolgenden Tag fand in der Landeshauptstadt eine nicht angemeldete Kundgebung des neofaschistischen Blocco Studentesco (CPI) statt, bei der neben etwas Pyro auch ein Banner mit derselben, den Antifaschismus verhöhnenden Botschaft gezeigt wurde. Wie Salto berichtet, will Polizeipräsident Paolo Sartori die angeblich acht bis neun teilnehmenden Personen (auf dem Foto, das Salto veröffentlicht hat, sind allerdings zehn zu sehen) wegen Beteiligung an einer nicht angekündigten Veranstaltung bei der Staatsanwaltschaft anzeigen. Zudem will er Platzverweise prüfen, von denen er sehr viele erteilt — und das ist auch schon alles.

    Bei der Ahndung neofaschistischer Umtriebe versagt das neofaschistisch regierte Italien auf der ganzen Linie. Selbst der Faschistengruß ist so lange zulässig, wie er nicht als expliziter Beitrag zur Wiedergründung der faschistischen Partei eingestuft wird — also fast immer. Um die Beteiligten etwas zu tratzen, muss man dann auf Nebenschauplätze ausweichen, wie es zum Beispiel die Anzeige wegen fehlender Anmeldung einer ist.

    Das wird erstens kaum konkrete Konsequenzen haben. Und wenn die Faschistinnen zweitens ihre hanebüchenen Aktionen in Hinkunft ordnungsgemäß anmelden, werden sie sie ungehindert umsetzen können, sogar mit dem Sanctus des Polizeipräsidiums.

    Sie haben nichts zu befürchten — und dementsprechend agieren sie.

    Cëla enghe: 01 02 || 01 02 03



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  • Faschist gegen zweisprachige Ärztinnen.
    Verseuchte Debatten

    Der Gesundheitsbetrieb hat zwei Anästhesistinnen entlassen, die gefälschte Sprachzertifikate vorgelegt hatten, um sich eine Festanstellung in Südtirol zu erschwindeln. Darüber ist jetzt eine erstaunliche mediale und politische Debatte entstanden. Dass es »besser ist, einsprachige Ärztinnen als gar keine« zu haben (aber nur, solange sie einsprachig italienisch sind) wussten wir ja schon. Doch vielleicht sind auch Ärztinnen, die die kriminelle Energie aufbringen, gefälschte Unterlagen einzureichen, ganz dufte? Ein Kavaliersdelikt sozusagen, zumindest wenn diese Unterlagen die Kenntnis der deutschen Sprache belegen sollten.

    Interessant ist, wen die italienischsprachigen Medien dazu wieder einmal zu Wort kommen lassen, nämlich zum Beispiel der heutige Corriere in seiner Südtirolbeilage — auf der Titelseite! — keinen Geringeren als den ehemaligen Bozner Gemeinderat Maurizio Puglisi Ghizzi von der neofaschistischen CasaPound. Während er kürzlich noch als Vorsitzender des Comitato 10 febbraio mit LH-Stellvertreter Marco Galateo (FdI) an die Opfer des antifaschistischen Widerstandes im ehemaligen Jugoslawien gedacht hatte, tritt er diesmal schon wieder in einer anderen Rolle auf: als Vorsitzender der von ihm selbst gegründeten Patientinnenvereinigung Oniro. Noch nicht einmal einen falschen Schnauzbart musste er sich dafür aufkleben.

    Und was ist die wenig überraschende Meinung von Oniro? Dass die Zweisprachigkeit ein Hindernis für die Aufnahme neuer Ärztinnen sei und deshalb natürlich abgeschafft werden sollte. Die Priorität müsse (einem bekannten, aber irreführenden nationalistischen Argumentationsmuster folgend) bei der medizinischen Kompetenz und nicht bei einer Zweitsprache liegen, deren Beherrschungspflicht — man höre und staune — bloß aus politischen Gründen »aufgezwungen« wurde. Die Abschaffung der Zweisprachigkeitspflicht (also der deutschen Sprache) sei ein wichtiger Schritt hin zu einem »humaneren, effizienteren und patientenorientierten Gesundheitssystem« in Südtirol.

    Na, wenn es der (sicher sehr humane) Faschist sagt, wird es wohl stimmen.

    Es ist zum Kotzen, dass in Südtirol öffentliche Debatten zu Rechten von Sprachminderheiten so geführt werden. Das ist auch keine Ausnahme, sondern hat System. Ein besonders eklatantes Beispiel war der Nationalsozialist Eriprando della Torre di Valsàssina, der sich vor Jahren regelmäßig im A. Adige als Gründer des »Komitees zur Verteidigung der italienischen Toponomastik« (Comitato per la difesa della toponomastica italiana) ausbreiten durfte, als das Hetzblatt im Zusammenspiel mit dem CAI die Reitalianisierung Südtirols bis zum letzten Gipfel vorantrieb.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 | 06 07 || 01



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  • Gericht legalisiert Faschistengruß für Ramelli.
    Keine Wiederbetätigung

    Jahr für Jahr versammeln sich am 29. April hunderte Neofaschistinnen in Mailand und missbrauchen die Erinnerung an ihren 1975 ermordeten Kameraden Sergio Ramelli, um ihre menschenverachtende Gesinnung öffentlich zur Schau zu stellen. Die Bilder ihres furchterregenden Rituals gehen dabei regelmäßig um die Welt.

    Wegen der wie immer auch 2019 getätigten Faschistengrüße wurde jetzt 23 Mitgliedern von Forza Nuova, CasaPound und Lealtà Azione der Prozess gemacht. Doch wer erwartet hatte, dass es für die Rechtsextremisten endlich Konsequenzen geben würde, sieht sich schon wieder enttäuscht. Das Gericht kam nämlich zum Schluss, dass die hundertfach ausgestreckten Arme kein Beitrag zur Wiedergründung der faschistischen Partei — also keine strafbare Wiederbetätigung — gewesen seien, sondern eine harmlose Ehrerbietung sowie eine Erinnerung an einen Jungen, der aus politischen Gründen ermordet worden war.

    In diesem von Neofaschistinnen mitregierten Staat ist die Verharmlosung des Totalitarismus seit Jahrzehnten an der Tagesordnung. Medien, Politikerinnen und Justiz ziehen an einem Strang, wenn es darum geht, immer neue Ausreden und Rechtfertigungen für die Zulässigkeit faschistischer Symbolik zu suchen.

    In Mailand nimmt selbst der grüne Bürgermeister, Beppe Sala, am Gedenken für Ramelli teil — an einer Veranstaltung also, die den Neofaschistinnen als willkommene Grundlage für ihre Exzesse dient. Und Mitglieder der recht(sextrem)en Regierungsparteien FdI und Lega werden sogar immer wieder in der via Paladini gesichtet, wo das Ritual mit dem Faschistengruß stattfindet.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 || 01 02 03 04



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  • Europaweiter Krieg?
    Quotation

    Trump macht einen größeren Krieg, der über die Ukraine hinausgeht, durchaus wahrscheinlicher. Ich würde gegenwärtig sagen, die Chancen, dass es einen europaweiten Krieg zumindest gibt sind derzeit höher als dass es diesen Krieg nicht gibt. Allerdings wärs auch noch kein Weltkrieg, weil die USA würden sich ja auch heraushalten. Man kann ja nicht erwarten, dass ein Präsident, so wie er sich heute benommen hat, wirklich zu Artikel 5 [des Nordatlantikvertrags (NATO)] steht.

    Politologe und Militärexperte Gustav Gressel in einem Interview mit dem Deutschlandfunk am 1. März 2025 – Transkription von mir

    Wer würde heute einen Finger rühren, wenn Wladimir Putin zum Beispiel beschlösse, die baltischen Staaten zu überfallen? Ohne die Unterstützung der USA halte ich es für unwahrscheinlich, dass Frankreich, Deutschland oder das Vereinigte Königreich es riskieren würden, gegen Russland in den Krieg zu ziehen.

    Cëla enghe: 01



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  • Mit oder gegen Trump und Putin?

    Nach der beispiellosen öffentlichen Demütigung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj durch JD Vance und Donald Trump im Weißen Haus, stellten sich gestern nahezu alle europäischen Regierungen, einschließlich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Außenbeauftragte Kaja Kallas, demonstrativ hinter die Ukraine. Wer es nicht tat, waren Putins Schoßhunde Viktor Orbán (MP von Ungarn) und Robert Fico (MP der Slowakei), aber auch die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni (FdI). Lega-Chef Matteo Salvini stellte sich sogar enthusiastisch auf die Seite der amerikanischen Führung.

    Hier geht es nicht mehr nur um Nuancen. Wollen wir, wenn es um die Welt geht, in der wir und die kommenden Generationen leben sollen, uns nur noch am Recht des Stärkeren und am ungenierten Neokolonialismus à la Trump und Putin orientieren oder doch lieber an Völkerrecht, Selbstbestimmung und Demokratie? Werfen wir den nach dem Zweiten Weltkrieg unternommenen Versuch, die internationale Ordnung dem Recht zu unterstellen statt ausschließlich die Waffen sprechen zu lassen, einfach in die Mülltonne der Geschichte — oder unternehmen wir Anstrengungen, das unperfekte Regelwerk zu verbessern und immer wirksamer durchzusetzen? Und: Fühlen wir uns einer möglichst objektiven Wahrheit verpflichtet oder regieren in Zukunft zügellos »alternative Fakten« und Verschwörungstheorien?

    Fast alle europäischen Staaten, aber auch Australien, Neuseeland/Aotearoa und Kanada haben diese Fragen gestern einstimmig beantwortet, wiewohl selbstverständlich zu sehen bleibt, mit welcher Konsequenz sie diesen ihren Standpunkt nun verteidigen werden. Sie, wir alle müssen das derzeit gegen die maßgeblichen militärischen Großmächte durchhalten.

    Rechtsextremen und Illiberalen unsere Demokratien zu übergeben — oder sich mit ihnen ins Boot zu setzen, wie es leider auch die SVP macht — hat jedenfalls sehr konkrete Folgen.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01



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  • CasaPound-Aktion an Bozner Schule.
    Galateos Glaubwürdigkeit

    Mit einem großen Blatt Papier, auf dem Antifascismo = Mafia stand, ließ sich ein Schüler der Bozner Galileo-Galilei-Oberschule in einem Klassenraum ablichten. Anschließend wurde das Bild vom Blocco Studentesco, der Schüler- und Studentinnenorganisation der neofaschistischen CasaPound (CPI), im Internet geteilt — nicht ohne zuvor das Gesicht des mutigen Jungfaschisten unkenntlich gemacht zu haben.

    Der Vorfall ist Teil einer ganzen Reihe solcher Schändungen, die der Blocco auch in Italien an zahlreichen Schulen auf ähnliche Weise durchgeführt hat. Nicht nur die Schuldirektorin, Paola Burzacca, verurteilte die Aktion, sondern unter anderem auch der zuständige Landesrat Marco Galateo von den neofaschistischen Fratelli d’Italia. Von der Tageszeitung A. Adige wird er heute mit der Aussage zitiert, es handle sich um eine »sehr schlimme Geste, besonders weil sie in einer Schule stattgefunden hat«.1Übersetzung von mir – Original: Un gesto molto grave, soprattutto perché compiuto all’interno di una scuola.

    Stimmt. Wäre es zum Beispiel an der Wassermauerpromenade oder direkt am Sitz von CasaPound gewesen, hätte sich Galateo vermutlich gerne selbst daran beteiligt.

    Es ist ja auch wirklich sagenhaft: Die Faschokinder vom Blocco werden von einem Landesrat verurteilt, dem genau jetzt eine (milde) Schelte der SVP — pardon: ein »klärendes Gespräch« — für seine eigenen Auftritte mit CPI bevorsteht.

    Cëla enghe: 01 || 01 02

    • 1
      Übersetzung von mir – Original: Un gesto molto grave, soprattutto perché compiuto all’interno di una scuola.


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  • Eigenstaatlichkeit: Wutausbruch von Urzì an der TFO.
    Denkverbote

    Am Realgymnasium der TFO Meran hat am Montag eine Tagung über die Südtirolautonomie stattgefunden: Senatorin Julia Unterberger (SVP), der frühere Senator Oskar Peterlini (SVP), Senator Luigi Spagnolli (PD) und der Abgeordnete Alessandro Urzì von den neofaschistischen Fratelli d’Italia diskutierten dabei gemeinsam mit den Schülerinnen Linda Siebenförcher und Alexander Kiem mit den angehenden Maturantinnen.

    Als es kurz auch um die Möglichkeit der Eigenstaatlichkeit — und um das Buch Kann Südtirol Staat? — ging, triggerte das Urzì wieder einmal so sehr, dass er hoch emotional eine Erklärung von seinem Handy ablas, in der er die Loslösung von Italien wiederholt als »kriminell« bezeichnete.

    Eine demokratisch völlig legitime Idee wird von dem Rechtsaußen also, noch dazu in einer Diskussion mit Schülerinnen, kriminalisiert. Eine Aussage von Urzì, wonach der auch in seiner eigenen Partei präsente (Neo-)Faschismus »kriminell« sei, ist mir merkwürdigerweise nicht bekannt.

    Sein Verständnis von »kriminell« bezieht sich also eindeutig nicht auf die demokratische Grundordnung, sondern ausschließlich auf die italienische Nation. Nicht was erstere, sondern nur was zweitere in Frage stellt, hält er für unzulässig. So sehr sogar, dass er es offenbar normal findet, gegen die Freiheit, über eine Zukunft ohne Italien auch nur nachzudenken, antidemokratische Denkverbote zu verhängen.

    Stellt sich mir noch die Frage, warum Vertreterinnen solcher Parteien überhaupt an Südtirols Schulen eingeladen werden.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 || 01



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  • Zweites spanisches Fernsehen nur noch auf Katalanisch.
    (in Katalonien)

    Die Corporació Catalana de Mitjans Audiovisuals (CCMA) der Generalitat de Catalunya betreibt derzeit sechs öffentlich-rechtliche Fernsehkanäle1TV3, El 33, TV3CAT, 3/24, SX3 und Esport3, vier Radiosender2Catalunya Ràdio, Catalunya Música, Catalunya Informació und iCat und zwei Streamingplattformen3EVA und 3Cat, wovon eine für Kinder und Jugendliche gedacht ist.

    All diese Angebote sind in katalanischer Sprache. Zudem hält die CCMA einen 30-prozentigen Anteil an der öffentlichen Nachrichtenagentur Agència Catalana de Noticies (ACN) und betreibt gemeinsam mit den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten der Balearen (IB3) und des País Valencià (À Punt) den grenzüberschreitenden katalanischsprachigen Sender Bon Dia TV. Die Gemeinde Barcelona hat mit betevé einen städtischen Fernsehsender, der ebenfalls ausschließlich auf Katalanisch sendet.

    Doch auch der staatliche Rundfunk RTVE sendet — von Sant Cugat del Vallès bei Barcelona aus — täglich mehrere Fernsehstunden in katalanischer Sprache, die von den staatsweiten Sendern La 1, La 2 und 24 horas in Entkoppelung vom gesamtspanischen Programm gezeigt werden. Der Sender Ràdio 4 sowie die Webportale von RTVE Catalunya und Ràdio 4 sind vollständig auf Katalanisch.

    Nun wurde jedoch angekündigt, dass die öffentliche spanische Sendeanstalt den zweiten Kanal (La 2) in Katalonien im Laufe der kommenden zwei Jahre vollständig auf Katalanisch umstellen wird. Rund 20 Prozent seines Gesamtbudgets will RTVE dauerhaft in der Region investieren. Dies ist Teil einer neuen Einigung zwischen Junts und der spanischen Regierungspartei PSOE.

    Südtirol

    In Katalonien werden den Zuseherinnen dann acht vollwertige Fernsehsender der öffentlich-rechtlichen regionalen und staatlichen Anbieter in ihrer Landessprache zur Verfügung stehen — ein riesiger Unterschied zu Südtirol.

    Bei uns gibt es auf Landesebene keine öffentliche Sendeanstalt. Den Vorschlag, eine zu schaffen, hat der Landtag vor wenigen Jahren versenkt. Der örtliche Ableger des italienischen Staatsfernsehens Rai sendet — in Entkoppelung vom staatsweiten Programm — nur wenige Stunden täglich in deutscher und ladinischer Sprache. Auch einen vollwertigen öffentlich-rechtlichen Radiosender in deutscher oder ladinischer Sprache gibt es für Südtirol nicht.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08

    • 1
      TV3, El 33, TV3CAT, 3/24, SX3 und Esport3
    • 2
      Catalunya Ràdio, Catalunya Música, Catalunya Informació und iCat
    • 3
      EVA und 3Cat


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