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  • Brixner Brandmauer… on fire.
    Quotation

    Die Website „Brennerbasisdemokratie“, die sich selbst als „linksgrünversifft“ bezeichnet, begrüßte den Hinauswurf Gaulands, der auf der Seite als „Nazi-Verharmloser“ und „Menschenfeind“ bezeichnet wird, dagegen ausdrücklich als Zeichen „mutigen Engagements“, auf welches man in Brixen stolz sein könne. Das Hotel, seit 1773 im Familienbesitz, rühmt sich in seiner Selbstdarstellung der „familiären Betreuung der Gäste“, die für „höchste Gastlichkeit – individuell, unabhängig und persönlich“ stehe.

    aus Alexander Gauland in Brixener Hotel nicht mehr willkommen von Matthias Rüb, FAZ, 4. Februar 2025

    Der Genauigkeit halber: Ich habe in meinem gestrigen Beitrag keinen »Hinauswurf« begrüßt, den es ja offenbar nicht gab, sondern die Tatsache, dass der ranghohe AfDler gebeten wurde, sich künftig nach einer anderen Herberge umzusehen.



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  • Das Hotel Elephant bleibt stabil.
    Brandmauer

    Natürlich gefällt es den Rechtsextremen nicht, wenn ein renommiertes Brixner Hotel den Nazi-Verharmloser Alexander Gauland nicht mehr zu den eigenen Gästen zählen möchte. Sowohl Jürgen Wirth Anderlan (JWA) als auch Roland Stauder (F) kritisieren laut Rai Südtirol, dass der ranghohe AfDler von der Inhaberin des Hotels ersucht wurde, sich in Hinkunft eine andere Bleibe zu suchen.

    Der eigentliche Skandal ist, dass dieses Hotel sehr bekannt ist und dass die Führung dort zu den Gutmenschen gehört, die immer von Meinungsfreiheit und Toleranz sprechen. Hier wird eine rote Linie überschritten, wenn in Südtirol plötzlich Gäste wegen ihrer politischen Anschauungen nicht mehr willkommen sind.

    LAbg. Jürgen Wirth Anderlan

    Sollte der Bärtige noch nie etwas vom Toleranz-Paradoxon gehört haben, würde es mich nicht wundern. Dass Politiker, die Menschen an den Grenzen abweisen oder sogar Eingebürgerte nach Gutdünken deportieren wollen, plötzlich ein Problem damit haben, wenn jemand sein Hausrecht durchsetzt, ist aber zumindest ein klein wenig widersprüchlich. Dabei wurde mit Gauland sogar das Gespräch gesucht: weder gab es einen Rauswurf, noch wurde er in den Steinbruch geschickt.

    Es kann nicht sein, dass ein Hotelier sagt, dieser Gast passt nicht in meine politische Weltanschauung, deshalb darf er nicht mehr nach Südtirol kommen.

    – Roland Stauder

    Stimmt, das darf nicht sein. Nur die Blauen dürfen sagen, wer auszuweisen wäre. Doch Stauders Aussage geht ohnehin an der Realität vorbei: Niemand hat gesagt, dass Gauland nicht mehr nach Südtirol kommen darf, wiewohl ich persönlich gar nichts dagegen hätte, Menschenfeinde als Personæ non gratæ zu erklären. Er wurde lediglich von einem Privatunternehmen in dessen eigener Einrichtung für unerwünscht erklärt.

    Ich jedenfalls will hier den Schritt des Hotel Elephant ausdrücklich würdigen und ziehe vor diesem mutigen Engagement meinen (imaginären) Hut. Es macht mich als Brixner und als Südtiroler sogar etwas stolz, dass Herrn Gauland hier eine Grenze aufgezeigt wurde. Personen, die unsere demokratische Grundordnung verachten, totalitäre Ideologien verharmlosen oder schwer rassistische Positionen vertreten, dürfen — und sollen — ruhig spüren, dass sie nicht willkommen sind und selbst etwas von der Ausgrenzung erfahren, mit der sie so gerne hantieren. Wer die wesentlichen Grundlagen unser aller Zusammenleben und unserer Menschlichkeit zerstören will, hat unsere Toleranz definitiv nicht verdient.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01



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  • Nächtliche nationalistische Inkontinenz.

    Manche autonomen Minderheitengebiete sind vom banalen Nationalismus der gehissten Nationalflaggen entweder de iure oder — durch flexible Handhabung — zumindest de facto weitgehend befreit. Andernorts wird es dem Zentralstaat (mit kreativen Lösungen oder klarer Haltung) erschwert, seine nationalistische Symbolik zu platzieren.

    Italien hat eine ausgesprochen extensive Beflaggungspflicht, die auch in Südtirol ohne wenn und aber durchgesetzt wird. Um nicht zu sagen: gerade hier.

    Zudem sind einzelne Minderheitengebiete entmilitarisiert. In anderen übt sich das Militär in Zurückhaltung oder wird etwa bewusst nicht zu öffentlichen Anlässen eingeladen.

    Nicht so in Südtirol.

    In unserer Landeshauptstadt lässt sich gerade das italienische Heer zu ungebremster nationalistischer Inkontinenz hinreißen:

    Fotos und Querbalken von mir

    Mit dieser nächtlichen Beleuchtung mehrerer Kasernen als Ausdruck von minimalem Respekt und maximaler Aufdringlichkeit, überschreiten die Militärs wohl auch jede gesetzliche Beflaggungspflicht. Offenbar darf selbst in der Dunkelheit niemandem mehr entgehen, wo der Hammer hängt.

    Die Landespolitik scheint dieses Schauspiel, das meiner Beobachtung zufolge schon seit einigen Jahren stattfindet, nicht zu stören. Doch das verwundert nicht, wenn ultranationalistische Parteien zur Regierungskoalition gehören, die die Landespressekonferenz trikolorisieren und sich freuen, wenn Südtirolerinnen die Staatsflagge regelrecht in die Nase gesprüht wird.

    Alles normal in der Vorzeigeautonomie.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 | 07



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  • Stauder findet Weidel ›hochqualifiziert‹.

    Heute wurde ich darauf hingewiesen, dass UnserTirol24 mehrere Südtiroler Landtagsabgeordnete zu Alice Weidel von der AfD befragt hat. Der SVP-Fraktionsvorsitzende Harald Stauder stellt dabei unter Beweis, wie elastisch die Koalitionspartner von FdI, Lega und F mit ihren roten Linien inzwischen sind: Weidel sei ihrem Lebenslauf zufolge »eine hochqualifizierte Person«. Für eine allfällige Kanzlerschaft seien gewisse Eigenschaften notwendig, deren Vorhandensein er bei ihr »aus der Distanz nicht bewerten« könne. Da er die Politikerin nicht persönlich kenne, könne er sich »kein abschließendes Urteil bilden«. Das ist wirklich schade.

    Ich weiß ja nicht, ob es für den Landessekretär der wichtigsten Partei in Südtirol spricht, wenn er die Vorsitzende einer rechtsextremen Partei nicht anhand ihrer Aussagen — wie zuletzt jener, dass Adolf Hitler ein Kommunist gewesen sei — einordnen und als konkrete Gefahr für die Demokratie benennen kann. Vielleicht qualifizieren ihn aber in diesen Zeiten ja auch genau diese Beliebigkeit und diese Unverfrorenheit für den Job, den er macht. Sonst könnte er wohl auch in Südtirol nicht mit den Faschos zusammenarbeiten.

    Dass man eine Spitzenpolitikerin persönlich kennen müsse, um sich ein Urteil bilden zu können, ist wohl ähnlich glaubwürdig wie die Aussage, man könne den Faschismus nicht verurteilen, wenn man erst nach dem Zweiten Weltkrieg geboren sei. Da hat sich Stauder die Fadenscheinigkeit der Argumente wohl bereits vom Koalitionspartner abgeschaut.

    Bleibt nur zu hoffen, dass die Deutschen, die in Kürze einen neuen Bundestag wählen müssen, ohne zuvor jede Kandidatin persönlich kennengelernt zu haben, über ein besseres Urteilsvermögen verfügen als der SVP-Fraktionschef. Sonst wird es später womöglich wieder heißen, man habe ja nichts ahnen können.

    Cëla enghe: 01 02 || 01 02



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