→→ Autorinnen →→ Gastbeiträge →→

  • Made in Italy mit Adolfo und Benito.

    Im Jahr 2022 hatte der damalige Minister für wirtschaftliche Entwicklung in der Regierung von Mario Draghi, Giancarlo Giorgetti (Lega), eine Ehrengalerie aller Minister seines Hauses einrichten lassen — allen voran der erste italienische Korporationsminister Benito Mussolini. Dessen Foto hing aber nicht lange neben den anderen, denn nach öffentlicher Kritik lenkte Giorgetti ein und ließ den faschistischen Diktator abhängen.

    Unter anderem hatte zuvor Pier Luigi Bersani (PD), der schon 1996-1999 als Industrieminister und 2006-2008 als erster Minister für wirtschaftliche Entwicklung in dem Haus gearbeitet hatte, Giorgetti dazu aufgefordert, sein eigenes Porträt abzuhängen, da er es nicht in einer Reihe mit dem von Mussolini wissen wollte.

    Nach abermaliger Umbenennung ist dasselbe Bauwerk nun Sitz des Ministeriums für Unternehmen und Made in Italy unter der Leitung von Adolfo Urso (FdI). Wie nun mehrere Medien übereinstimmend berichten, soll der Neofaschist das Foto des Diktators und Faschismusbegründers still und leise wieder aufhängen lassen haben.

    Adolfo und Benito haben sich also wiedergefunden. Alles normal im »antifaschistischen« Italien und beim Koalitionspartner der SVP.

    Sollte der Widerspruch zu laut werden, verschwindet das Foto halt wieder für ein paar Monate in der Schublade.

    Der italienische Außenminister Antonio Tajani (FI), der Mussolini in der Vergangenheit verharmlost hatte, erhob 2024 den Neofaschisten Mario Vattani in den Botschafterrang. Bildungsminister Giuseppe Valditara holte mit Marco Ugo Filisetti einen ausgesprochenen Mussolini-Fan in sein Team. Und Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida (FdI) gebrauchte den rechtsextremen Kampfbegriff von der Umvolkung. Da ist Adolfo in guter Gesellschaft.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Neue Stromzähler auch ohne Deutsch und Ladinisch.
    Minorisierung

    Diese Woche wurden bei uns im Haus von den Brixner Stadtwerken sämtliche digitalen Stromzähler der ersten Generation durch neuere ersetzt, wie es meines Wissens auf staatlicher Ebene bis spätestens Ende des Jahres vorgeschrieben ist.

    An der Oberseite eines jeden Zählers ist ein durchsichtiges Etui befestigt, in dem sich ein »zwölfseitiges« Faltblatt mit Erklärungen (FAQs), einer Bedienungsanleitung und Spezifikationen befindet. So wird unter anderem erklärt, um wie viel man jeweils für wie lange Zeit mehr Strom zapfen darf als vertraglich festgelegt, ohne dass es zu einer Abschaltung kommt. Durchaus eine wichtige Information. Außerdem werden zum Beispiel die am Display des Geräts abrufbaren Daten erläutert.

    Allerdings hat man es auch in diesem Fall nicht für nötig oder für wert befunden, dieses kleine Faltblatt für Südtirol auf Deutsch bzw. auch auf Ladinisch zu übersetzen. Das wäre ein vergleichsweise geringer Aufwand gewesen, hätte der sprachlichen Gleichstellung genüge getan und sollte in einem mehrsprachigen Land eigentlich normal sein.

    Immerhin sind die enthaltenen Informationen ja so wichtig, dass das Faltblatt jedem einzelnen Zähler beiliegt.

    Wieder einmal führt so die Digitalisierung (im Vergleich zu den analogen Geräten) zu einer weiteren Italianisierung. Dies setzt sich auch am Display der Zähler fort, wo zum Beispiel folgende Informationen abrufbar sind:

    • Codice POD
    • Fascia Oraria
    • Pot.Ist. (Potenza Istantanea)
    • Lettura prelievi
    • Periodo Corrente
    • Data
    • Ora
    • Lett. Per. Prec. (Lettura Periodo Precedente)

    Wie viel Arbeit hätte es verursacht, diese wenigen Begriffe zu übersetzen und eine Sprachwahl vorzusehen? In einem einsprachigen Nationalstaat, wie es Italien einer ist, kommt man aber offenbar noch nicht einmal auf die Idee, dass dies nötig oder sinnvoll sein könnte.

    Dass es Sprachminderheiten mit einschlägigen Rechten gibt, hat sich entweder ebenfalls nicht herumgesprochen oder wird geflissentlich ignoriert.

    Wäre es umgekehrt und ein Südtiroler Unternehmen würde irgendwo im öffentlichen Auftrag Geräte einbauen, die nur auf Deutsch funktionieren, würde es wohl nur wenige Wochen dauern, bis sie alle durch mehrsprachige ersetzt sind. So aber müssen wir uns vermutlich damit abfinden, dass wieder ein winziger Bereich unseres Alltags italianisiert wurde.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 || 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • ›Der Jude unter den Staaten.‹
    Quotation

    „Israel ist der Jude unter den Staaten“ ist ein Zitat Léon Poliakovs, das die zwanghafte Beschäftigung mit dem im Vergleich kleinen jüdischen Staat meint. Im Kalten Krieg hat die Wendung an Bedeutung gewonnen, als die Sowjetunion zusammen mit der PLO und der globalen Linken Israel gezielt zum kolonialen Außenposten des Westens stilisiert hat, um es ideell aus der Weltgemeinschaft der Staaten auszusondern.

    Von Boykottaufrufen oder wöchentlichen Demonstrationen (wie jene der Pro-Palästina-Aktivisten in Bozen) etwa gegen Saudi-Arabien, Russland oder China, mit denen Rothoblaas und zahlreiche andere Südtiroler Firmen Handel treiben, hört man indes nichts. Und dies trotz krasser Menschenrechtsverletzungen gegenüber Minderheiten, politisch Andersdenkenden und Frauen.

    Wie schafft man es, nicht selbst in antisemitische Denkkonzepte zu verfallen, die, wollte man dem Historiker David Nirenberg Glauben schenken, grundlegend sind für die westliche Ideenwelt. Unterbewusst reproduzieren wir wirkmächtige judenfeindliche Bilder, die so alt sind wie das Christentum oder der Islam.

    Auszüge aus Gerücht über die Juden – Südtiroler Antisemitismus in Zeiten des Gaza-Krieges, einem Gastbeitrag von Josef Prackwieser in der dieswöchigen ff (Nr. 30/2025). Darin erwähnt er auch die Salto-Karikatur von Benno Simma und Haralds Artikel darüber auf .

    Prackwieser ist Vorsitzender der Michael-Gaismair-Gesellschaft, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Autonomiezentrum der Eurac und Kurator im Gründungsteam des NS-Dokumentationszentrums München.

    Cëla enghe: 01 02 03 04



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Halt doch mal den Steigbügel!
    Quotation

    Und genau hier liegt auch das Problem: Bei der SVP nämlich und nicht bei Galateo. Der macht nämlich nur das, was er immer schon gemacht hat. Aber dass er das jetzt in einer hohen Machtposition tun kann, das verdanken wir der SVP. Den rechten Uniabbrecher mit seinen armseligen 2.000 Stimmen hätten wir problemlos auf den politischen Hinterbänken der Opposition verschwinden lassen können. Qua Wahlergebnis gab’s ja nun wirklich keine Legitimierung, dass der Fratello in unserem Land irgendwas zu sagen hätte. Es ist der Landeshauptmann und seine Gang gewesen, die ihn groß gemacht haben. Die vollumfängliche Schuld von Fackelzug bis Goebbels trägt also tatsächlich die SVP. Denn man ist sehr wohl verantwortlich für die, denen man Macht, Bühne und außerdem sehr, sehr viel Geld gibt.

    – Barbara Plagg in Flirt mit Flasche auf Barfuss

    Ich bin zwar grundsätzlich der Meinung, dass jede/r selbst für sich und ihre/seine Aussagen und Taten verantwortlich ist. Aber gleichzeitig hat Barbara Plagg völlig recht, dass es die SVP war, die es den Postfaschisten ohne Not erst ermöglicht hat, dorthin zu kommen, wo sie nun wenig überraschend – außer für die Naivlinge in der Brennerstraße vielleicht – ihr Unwesen treiben.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Spagnolli fürchtet zu niedrige Militärpräsenz in Südtirol.

    Der ehemalige Bozner Bürgermeister Luigi Spagnolli, der für den PD in den italienischen Senat gewählt wurde, wo er nun Vizesprecher der Autonomiegruppe ist, befürchtet, dass ein Verteidigungsminister der neofaschistischen Fratelli d’Italia wie Guido Crosetto die Wichtigkeit einer hohen Militärpräsenz in Südtirol verkennt. Mit einer Anfrage, die er gemeinsam mit Alessandro Alfieri (PD) und Pietro Patton (Autonomiegruppe) verfasst hat, will er deshalb Klarheit über mögliche Rückstufungspläne des Gebirgstruppenkommandos in Südtirol erhalten.

    Die Argumente, die in der Anfrage vorgebracht werden, zielen nicht so sehr auf die Einholung von Informationen ab, sondern belehren den Minister hauptsächlich über die Rolle der Besatzungstruppen in Südtirol.

    Hierzulande sei sich die Bevölkerung der hohen Qualität der militärischen und zivilen Leistungen der Alpini bewusst, etwa im Bevölkerungsschutz bei Naturkatastrophen. Dies gelte insbesondere für die Landeshauptstadt, wo die Soldaten vor über einem halben Jahrhundert zur Gestaltung des Talferufers beigetragen und in den 1980er Jahren Bailey-Brücken zur Verfügung gestellt hätten, um die Talferquerung zu gewährleisten.

    Noch gravierender (!) sei aber, dass durch etwaige Rückstufungspläne die Präsenz von Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten wegfallen oder reduziert werden könnte. Die Männer und Frauen in Alpini-Uniform hätten bisher verschiedenste Aufgaben im gesellschaftlichen Gefüge wahrgenommen und wichtige unentgeltliche Beiträge in Kultur, Sport und Ehrenamt geleistet.

    Ohnehin sei in Südtirol das Ansehen staatlicher Einrichtungen nicht besonders hoch, weshalb nach Meinung der Anfragenden nicht ausgerechnet jene Einrichtungen abgeschafft werden sollten, die am meisten geschätzt würden.

    Nicht zuletzt zeigen sich Spagnolli und seine Kollegen — die großes Interesse an der Militärpräsenz in Südtirol zeigen, obwohl sie aus der Lombardei und dem Trentino stammen — besorgt, dass die vom Land für das italienische Militär gebauten Wohnungen nicht belegt werden könnten.

    Wäre ja auch schade, wenn sie in einem Land mit akuter Wohnungsnot den Einheimischen zugute kämen.

    Alles in allem machen die drei Senatoren keinen Hehl daraus, dass sie die Rolle des Militärs in Südtirol als eine koloniale betrachten. Nicht um verteidigungspolitische Überlegungen geht es ihnen nämlich, sondern um die Präsenz Uniformierter aus italienischen Regionen, die schon aufgrund ihres Berufs überdurchschnittlich oft zu (ultra-)nationalistischen politischen Ansichten tendieren (vgl. 01 02 03). Außerdem sollen die Alpini das Ansehen des Zentralstaates in einem annektierten, autonomen Land mehren.

    Obschon die Anfrage nicht an ihn gerichtet war, konnte Rechtsaußen Alessandro Urzì (FdI) die besorgten Mittelinkspolitiker bereits beruhigen: Die außerordentlich hohe Militärpräsenz in Südtirol werde nicht nur keineswegs zurück-, sondern auch noch weiter hochgefahren. In Kürze werde etwa die Kaserne in Innichen wiedereröffnet und 490 Männern und Frauen Platz bieten.

    Im April hatte in Bruneck auch EU-Parlamentarierin Elena Donazzan (FdI) die Rolle von Uniformträgerinnen (und Italienischlehrerinnen) unterstrichen: Italien repräsentieren und Südtirols Italianität bestätigen.

    Bei italienischen Rechten und Linken herrscht also weitgehende Einigkeit.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 || 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Barcelona hat eine Sprachbeauftragte.

    Das Amt ist direkt dem Bürgermeister unterstellt und wird Maßnahmen ergreifen, die den Niedergang der katalanischen Sprache in der Hauptstadt von Katalonien stoppen und umkehren sollen. Angekündigt hatte Jaume Collboni (PSC), der sozialistische Bürgermeister von Barcelona, die Einrichtung eines Sprachbüros im Dezember 2024. Rund ein halbes Jahr später ist es so weit.

    Zuvor war in der Metropole ein Rückgang derer, die als ihre Hauptsprache Katalanisch angaben, von 37 auf 36 Prozent bekannt geworden. Politischen Druck, daraufhin ein Büro zur gezielten Förderung der Landessprache einzurichten, kam vor allem von ERC.

    Zur ersten Comissionada del català, also Katalanisch-Beauftragten der Stadtregierung wurde die Kulturjournalistin und -aktivistin Marta Salicrù ernannt. Ihre größte Aufgabe wird es nun sein, das Katalanischbüro aufzubauen und ein bereits zwischen PSC und ERC ausverhandeltes erstes Maßnahmenpaket zugunsten der katalanischen Sprache umzusetzen.

    In einer ersten Stellungnahme sprach Salicrù davon, dass Katalanisch die Identität von Barcelona präge. Es sei für sie nun prioritär, die Rolle der Sprache auf den Straßen und im Alltag der Stadt zu stärken. Hierzu werde sie auch darauf achten, dass die Rechte der Katalanischsprachigen — zum Beispiel Handel und Gastgewerbe — vollumfänglich respektiert werden.

    Zusätzlich zu »traditionellen« sprachpolitischen Maßnahmen soll aber ein besonderes Augenmerk auch auf digitale Inhalte und »innovative« Maßnahmen gelegt werden, um insbesondere die jüngeren Zielgruppen zu erreichen. Trotz des konstatierten Rückgangs der Landessprache als Erstsprache sei jedoch ein positiver Befund, dass schon jetzt immer mehr Jugendliche auf die katalanische Sprache für kreative Zwecke im Digitalbereich oder in der Musik setzten — ein Trend den es zu unterstützen gelte.

    Wie schon im Dezember angekündigt, wird der Sprachbeauftragten in dieser Amtsperiode ein Budget von vier Millionen Euro zur Verfügung stehen, um das Band zwischen Landeshauptstadt und Landessprache zu festigen. Defätismus sei jedenfalls keine Option, so Salicrù.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 || 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL