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  • Halt doch mal den Steigbügel!
    Quotation

    Und genau hier liegt auch das Problem: Bei der SVP nämlich und nicht bei Galateo. Der macht nämlich nur das, was er immer schon gemacht hat. Aber dass er das jetzt in einer hohen Machtposition tun kann, das verdanken wir der SVP. Den rechten Uniabbrecher mit seinen armseligen 2.000 Stimmen hätten wir problemlos auf den politischen Hinterbänken der Opposition verschwinden lassen können. Qua Wahlergebnis gab’s ja nun wirklich keine Legitimierung, dass der Fratello in unserem Land irgendwas zu sagen hätte. Es ist der Landeshauptmann und seine Gang gewesen, die ihn groß gemacht haben. Die vollumfängliche Schuld von Fackelzug bis Goebbels trägt also tatsächlich die SVP. Denn man ist sehr wohl verantwortlich für die, denen man Macht, Bühne und außerdem sehr, sehr viel Geld gibt.

    – Barbara Plagg in Flirt mit Flasche auf Barfuss

    Ich bin zwar grundsätzlich der Meinung, dass jede/r selbst für sich und ihre/seine Aussagen und Taten verantwortlich ist. Aber gleichzeitig hat Barbara Plagg völlig recht, dass es die SVP war, die es den Postfaschisten ohne Not erst ermöglicht hat, dorthin zu kommen, wo sie nun wenig überraschend – außer für die Naivlinge in der Brennerstraße vielleicht – ihr Unwesen treiben.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07



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  • Spagnolli fürchtet zu niedrige Militärpräsenz in Südtirol.

    Der ehemalige Bozner Bürgermeister Luigi Spagnolli, der für den PD in den italienischen Senat gewählt wurde, wo er nun Vizesprecher der Autonomiegruppe ist, befürchtet, dass ein Verteidigungsminister der neofaschistischen Fratelli d’Italia wie Guido Crosetto die Wichtigkeit einer hohen Militärpräsenz in Südtirol verkennt. Mit einer Anfrage, die er gemeinsam mit Alessandro Alfieri (PD) und Pietro Patton (Autonomiegruppe) verfasst hat, will er deshalb Klarheit über mögliche Rückstufungspläne des Gebirgstruppenkommandos in Südtirol erhalten.

    Die Argumente, die in der Anfrage vorgebracht werden, zielen nicht so sehr auf die Einholung von Informationen ab, sondern belehren den Minister hauptsächlich über die Rolle der Besatzungstruppen in Südtirol.

    Hierzulande sei sich die Bevölkerung der hohen Qualität der militärischen und zivilen Leistungen der Alpini bewusst, etwa im Bevölkerungsschutz bei Naturkatastrophen. Dies gelte insbesondere für die Landeshauptstadt, wo die Soldaten vor über einem halben Jahrhundert zur Gestaltung des Talferufers beigetragen und in den 1980er Jahren Bailey-Brücken zur Verfügung gestellt hätten, um die Talferquerung zu gewährleisten.

    Noch gravierender (!) sei aber, dass durch etwaige Rückstufungspläne die Präsenz von Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten wegfallen oder reduziert werden könnte. Die Männer und Frauen in Alpini-Uniform hätten bisher verschiedenste Aufgaben im gesellschaftlichen Gefüge wahrgenommen und wichtige unentgeltliche Beiträge in Kultur, Sport und Ehrenamt geleistet.

    Ohnehin sei in Südtirol das Ansehen staatlicher Einrichtungen nicht besonders hoch, weshalb nach Meinung der Anfragenden nicht ausgerechnet jene Einrichtungen abgeschafft werden sollten, die am meisten geschätzt würden.

    Nicht zuletzt zeigen sich Spagnolli und seine Kollegen — die großes Interesse an der Militärpräsenz in Südtirol zeigen, obwohl sie aus der Lombardei und dem Trentino stammen — besorgt, dass die vom Land für das italienische Militär gebauten Wohnungen nicht belegt werden könnten.

    Wäre ja auch schade, wenn sie in einem Land mit akuter Wohnungsnot den Einheimischen zugute kämen.

    Alles in allem machen die drei Senatoren keinen Hehl daraus, dass sie die Rolle des Militärs in Südtirol als eine koloniale betrachten. Nicht um verteidigungspolitische Überlegungen geht es ihnen nämlich, sondern um die Präsenz Uniformierter aus italienischen Regionen, die schon aufgrund ihres Berufs überdurchschnittlich oft zu (ultra-)nationalistischen politischen Ansichten tendieren (vgl. 01 02 03). Außerdem sollen die Alpini das Ansehen des Zentralstaates in einem annektierten, autonomen Land mehren.

    Obschon die Anfrage nicht an ihn gerichtet war, konnte Rechtsaußen Alessandro Urzì (FdI) die besorgten Mittelinkspolitiker bereits beruhigen: Die außerordentlich hohe Militärpräsenz in Südtirol werde nicht nur keineswegs zurück-, sondern auch noch weiter hochgefahren. In Kürze werde etwa die Kaserne in Innichen wiedereröffnet und 490 Männern und Frauen Platz bieten.

    Im April hatte in Bruneck auch EU-Parlamentarierin Elena Donazzan (FdI) die Rolle von Uniformträgerinnen (und Italienischlehrerinnen) unterstrichen: Italien repräsentieren und Südtirols Italianität bestätigen.

    Bei italienischen Rechten und Linken herrscht also weitgehende Einigkeit.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 || 01



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  • Barcelona hat eine Sprachbeauftragte.

    Das Amt ist direkt dem Bürgermeister unterstellt und wird Maßnahmen ergreifen, die den Niedergang der katalanischen Sprache in der Hauptstadt von Katalonien stoppen und umkehren sollen. Angekündigt hatte Jaume Collboni (PSC), der sozialistische Bürgermeister von Barcelona, die Einrichtung eines Sprachbüros im Dezember 2024. Rund ein halbes Jahr später ist es so weit.

    Zuvor war in der Metropole ein Rückgang derer, die als ihre Hauptsprache Katalanisch angaben, von 37 auf 36 Prozent bekannt geworden. Politischen Druck, daraufhin ein Büro zur gezielten Förderung der Landessprache einzurichten, kam vor allem von ERC.

    Zur ersten Comissionada del català, also Katalanisch-Beauftragten der Stadtregierung wurde die Kulturjournalistin und -aktivistin Marta Salicrù ernannt. Ihre größte Aufgabe wird es nun sein, das Katalanischbüro aufzubauen und ein bereits zwischen PSC und ERC ausverhandeltes erstes Maßnahmenpaket zugunsten der katalanischen Sprache umzusetzen.

    In einer ersten Stellungnahme sprach Salicrù davon, dass Katalanisch die Identität von Barcelona präge. Es sei für sie nun prioritär, die Rolle der Sprache auf den Straßen und im Alltag der Stadt zu stärken. Hierzu werde sie auch darauf achten, dass die Rechte der Katalanischsprachigen — zum Beispiel Handel und Gastgewerbe — vollumfänglich respektiert werden.

    Zusätzlich zu »traditionellen« sprachpolitischen Maßnahmen soll aber ein besonderes Augenmerk auch auf digitale Inhalte und »innovative« Maßnahmen gelegt werden, um insbesondere die jüngeren Zielgruppen zu erreichen. Trotz des konstatierten Rückgangs der Landessprache als Erstsprache sei jedoch ein positiver Befund, dass schon jetzt immer mehr Jugendliche auf die katalanische Sprache für kreative Zwecke im Digitalbereich oder in der Musik setzten — ein Trend den es zu unterstützen gelte.

    Wie schon im Dezember angekündigt, wird der Sprachbeauftragten in dieser Amtsperiode ein Budget von vier Millionen Euro zur Verfügung stehen, um das Band zwischen Landeshauptstadt und Landessprache zu festigen. Defätismus sei jedenfalls keine Option, so Salicrù.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 || 01



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  • Brandgefährlicher FdI-Nationalismus.
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    Zur derzeitigen Krise in der Koalition zwischen SVP und FdI aufgrund der zahlreichen Entgleisungen von Vize-LH Marco Galateo (FdI) war heute der Politikwissenschafter Günther Pallaver beim Rai-Morgengespräch zu Gast.

    Auf die Aussage des SVP-Generalsekretärs Harald Stauder angesprochen, der beschwichtigend mitgeteilt hatte, die Hauptsache in einer Koalition sei doch, dass man in Sachfragen miteinander arbeiten kann, reagierte Pallaver wenig amused:

    Wenn ich schon diesen Begriff der »Sachfragen« hier höre, dann werde ich nervös. Nämlich hinter jeder Sache, die beurteilt werden muss, ist eine Weltanschauung. Ob ich eine Straße baue, hängt davon ab, ob ich mehr vielleicht eine ökonomische oder eine ökologische Sichtweise habe. Also Sachfragen sind nicht wertneutral. Und insofern ist natürlich diese Politik der Koalition immer auch eine Frage von Werten und Weltanschauungen.

    – Günther Pallaver

    Und weiter:

    Im Koalitionsabkommen steht »gegen den übersteigerten Nationalismus«. Also Fratelli d’Italia ist eine Partei, wo wir vor allem Nationalisten vorfinden, wir finden auch eine neofaschistische Strömung drinnen, wir finden auch antieuropäische Strömungen drinnen — es ist eine hybride Partei, aber vor allem der Nationalismus ist sehr präsent. Die Ministerpräsidentin [Giorgia] Meloni spricht immer nur von »Nation«, nie von »Republik« oder »Staat«. Und Nation bedeutet eben Einheitlichkeit von Kultur und Sprache, und alles was nicht in die italienische Kultur und Sprache hineinfällt, ist draußen. Insofern ist all dieser Nationalismus für uns in Südtirol besonders gefährlich, weil eben hier der Nationalismus schon in der Vergangenheit uns eben in zwei Weltkriege gebracht hat — und wir haben also den Nationalismus über Jahrzehnte nach 1945 auch gehabt, mit all den Folgen, die wir nicht mehr herbeiwünschen. Und das beginnt wieder: Wir hören ständig diese Betonung der Italianità und alles was damit zusammenhängt — und das ist natürlich eine Entwicklung, die sehr negativ ist.

    – Günther Pallaver

    Die SVP finde die rote Linie nicht mehr, von der sie ständig spreche, so Pallaver. FdI werde sich auch trotz klärender Gespräche wohl nicht verändern, prognostiziert er, sondern immer wieder zwei Schritte nach vorn und einen zurück machen, um die Grenzen des Sagbaren immer weiter zu verschieben.

    Das ist also ein großes Problem insofern, als wir sehen, dass der Nationalismus auf der italienischen Seite zunimmt und wenn man diesem Nationalismus nicht Einhalt gebietet, dann wird es möglicherweise wieder zu — eben — nationalen Auseinandersetzungen kommen, zu unguten Auseinandersetzungen zwischen den Sprachgruppen, und das ist für das Land absolut negativ.

    – Günther Pallaver

    Transkription (Auszüge) von mir

    Wie hilflos sich die SVP von einer Partei vor sich hertreiben lässt, die bei der letzten Landtagswahl — wie ich mir erst kürzlich vergegenwärtigen musste — gerade einmal 6 Prozent der Stimmen erhalten hat, ist geradezu bestürzend.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 | 09 || 01 02



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  • Koloniales Kulturverständnis in Bozen.

    Vor wenigen Tagen hat Valentino Liberto auf Salto das angebliche Mitspracherecht von Johanna Ramoser bezüglich deutscher Kultur in der Landeshauptstadt thematisiert. Die SVP-Stadträtin hatte in einer an mehrere Bozner Vereine gerichteten Mitteilung angegeben, ihr sei »auch in dieser Amtsperiode« die entsprechende Kompetenz zugewiesen worden. Dabei hat sie entweder zu dick aufgetragen oder — wie ihr in dem Beitrag vorgeworfen wird — sogar die Unwahrheit gesagt: Die einschlägige Zuständigkeit ist nämlich in Bozen nicht nach Sprachen aufgeteilt, sondern nach Bereichen, und zwar zwischen Bürgermeister Claudio Corrarati, seinem Vize Stephan Konder (SVP) und Stadtrat Claudio Della Ratta.

    In dem Salto-Beitrag wird ausgiebig die bisherige Bozner Kulturstadträtin Chiara Rabini (Grüne) zitiert, die noch die ungeteilte Zuständigkeit für alle Kulturbereiche innehatte und die sich geradezu herablassend über Ramoser und deren damals tatsächlich existierendes Mitspracherecht äußert. Sie, Rabini, habe Ramoser lediglich über bereits gefällte Entscheidungen informiert, das wars.

    Gerade von einer Grünen finde ich nicht nur diesen Ton, sondern auch das zur Schau gestellte Amtsverständnis höchst fragwürdig. Die »interethnische« Partei macht sich seit Jahren für eine landesweite Zusammenlegung von Schulen, Ressorts und Kulturetats aller Sprachgruppen stark und exerziert dann — medienwirksam — vor, was das für die Sprachminderheiten bedeuten würde, nämlich nichts Gutes. Von Teilhabe, Partizipation und Mitbestimmung ist ihren Worten nichts zu entnehmen, und das obwohl sich die deutsche Sprachgruppe in Bozen sogar in einer doppelten Minderheitenrolle befindet, da hier auch auf kommunaler Ebene die italienische Sprachgruppe klar überwiegt.

    Zudem hinterlassen Rabini und Mittelinks (samt SVP) eine Landeshauptstadt mit einer konstant schrumpfenden deutschen Sprachgruppe und ohne eine wie auch immer geartete Sprachpolitik, um diesem Niedergang entgegenzuwirken. Im Gegenteil.

    Rabini selbst identifiziert sich nicht als Mitglied der deutschen Sprachgemeinschaft. Dass aber ausgerechnet in einer prekären Umgebung wie der der Landeshauptstadt keine Deutschsprachige für die Kultur — und sei es zumindest nur die »deutsche« — zuständig ist, halte ich für eine absolute Anomalie und für ein Armutszeugnis. Wenn aber diejenige, die diese Kompetenz innehat, die Minderheitensprache noch nicht einmal gut beherrscht und dann zu allem Überfluss mit Selbstgefälligkeit und Arroganz glänzt, ist das ein regelrechter Skandal.

    Dass das die SVP über Jahre hingenommen haben soll, spricht natürlich auch gegen sie. Was macht die Vertretung der deutschen Minderheit in einer Stadtregierung, wenn sie die Kulturpolitik der deutschen Minderheit weder leitet noch maßgeblich beeinflussen kann?

    Doch leider würde mich das auch nicht wundern, nachdem zum Beispiel Vizebürgermeister Luis Walcher (SVP) bei Pressekonferenzen nur Italienisch gesprochen hat, obwohl er das Amt ausdrücklich als Vertreter der deutschen Sprachgruppe innehatte.

    Dass eine Vertreterin der nationalen Mehrheit die Kultur-, Schul- oder Sprachpolitik in einem Minderheitengebiet leitet, und das sogar noch ohne die jeweilige Sprache hervorragend zu beherrschen, ist mir aus keiner vergleichbaren Region geläufig: Weder in Katalonien, Euskadi/Baskenland, Galicien, Cymru/Wales oder Québec wäre das vermutlich vorstellbar, schon gar nicht in einer angeblich »progessiven« Koalition.

    Jetzt wurde dieses zweifelhafte Modell erstmals auch in Sterzing eingeführt, wobei es auch in diesem Fall eine Vertreterin der nationalen Mehrheit ist, die ein ungeteiltes Schulressort übernommen hat. Aber vielleicht kann sie ja, im Unterschied zu Rabini, wenigstens gescheit Deutsch?

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 | 06 | 07 || 01 02



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  • Antisimmatismus.
    Krasse antisemitische Bildsprache auf Salto

    Kürzlich ist in der Reihe “Simmantics” des Salto-Zeichners Benno Simma folgende “Karikatur” erschienen, die US-Präsident Donald Trump und den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu als blutsaugende Vampire zeigt. Der Text ist eine Anspielung darauf, dass Netanjahu ausgerechnet Trump für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen hat.

    Benno Simma auf Salto – Querbalken von mir

    Im Zuge der mehr als berechtigten Kritik an Israels Vorgehen gegen die Palästinenser und an der israelischen Regierung brechen offenbar nun alle Dämme und Menschen, die Humanität für Gaza fordern, strapazieren gleichzeitig die abscheulichsten antisemitischen Stereotype: Juden als blutsaugende, entmenschlichte Parasiten gepaart mit der Ritualmordlegende.

    Der Vorwurf, wonach Juden (christliche) Kinder ermorden würden, um deren Blut für rituelle Zwecke zu gebrauchen, wurzelt im christlichen Antijudaismus der Spätantike und des frühen Mittelalters. Mit der Legende um den Ritualmord am 12-jährigen William von Norwich verbreitete sich die so genannte Blutlüge über ganz Europa. Über die Jahrhunderte entstanden durch antijüdische Propaganda die absurdesten Geschichten, die bis in die heutige Zeit wirken und die Grundlage für Verschwörungstheorien wie jene vom Weltjudentum bilden. Mit dem Kult um das Anderle von Rinn (welcher erst 1994 endgültig durch Bischof Reinhold Stecher abgedreht wurde) und der ehemaligen Märtyrerverehrung des Simon von Trient – einer der langlebigsten Ritualmordlegenden überhaupt – gibt es auch im historischen Tirol prominente Beispiele für diesen tief in der Bevölkerung verwurzelten Judenhass, der unter den Nationalsozialisten im Holocaust gipfelte. 

    Antisemitische NS-Propaganda – Der Jude als Vampir: Obige Zeichnung stammt laut Signatur im Bild rechts oben (Fips) von Philipp Rupprecht und ist höchstwahrscheinlich im NS-Hetzblatt “Der Stürmer” erschienen, dessen Hauptzeichner Rupprecht war. – Querbalken von mir

    Auch heute noch bedienen sich extremistische Gruppen wie Neonazis und Islamisten obiger antisemitischer Symbolik. Verschwörungstheorien wie QAnon und Pizza Gate, die an die Existenz unterirdischer Kinderfarmen glauben, in denen im Geheimen agierende Eliten den Kindern Blut für die Gewinnung von Adrenochrom zum Zwecke der Verjüngung abzapfen, sind die moderne antisemitische Fortsetzung der mittelalterlichen Ritualmordlegende.

    Und natürlich greifen auch palästinensische Extremisten wie die Hamas das Motiv des diabolischen, blutsaugenden, kindermordenden jüdischen Vampirs auf.

    Propaganda-Show der Hamas bei der Übergabe getöteter israelischer Geiseln – Querbalken von mir

    Dass derlei antisemitischer Schund auch bei vermeintlich progressiven Medien wie Salto verfängt, ist erstaunlich bis erschreckend. Dass es gar zu einem Verfahren vor der Journalistenkammer kommt, wage ich angesichts des laxen Umgangs mit rassistischer Hetze hierzulande zu bezweifeln. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 || 01



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  • Hymnen: ›Kuriose‹ Mehrsprachigkeit.
    Fußball-Europameisterschaft

    Vor wenigen Tagen berichteten mehrere deutsche Medien — etwa die Frankfurter Rundschau — über eine angebliche »Überraschung« bei der laufenden Fußball-EM: Eine Spielerin der finnischen Mannschaft habe die Hymne ihres Landes in einer »anderen« Sprache gesungen.

    Auf die Berichterstattung hat mich ein Leser hingewiesen.

    Demnach habe die finnische Kapitänin Linda Sällström, die aus dem zweisprachigen Vanda stammt, vor dem Spiel gegen Island »plötzlich« auf Schwedisch gesungen — dabei handle es sich um eine »ungewöhnliche Kuriosität«.

    Doch das sei »kein peinlicher Fehler« gewesen, sondern »standardmäßige Praxis«.

    Nun, eine Kuriosität ist die Mehrsprachigkeit einer Hymne hauptsächlich für Bewohnerinnen und Medien einsprachiger Nationalstaaten. Auch in anderen Ländern, die bei der EM vertreten sind, sind mehrere Textversionen in unterschiedlichen Sprachen etabliert. Die belgische Hymne hat nicht nur offizielle einsprachige Texte auf Niederländisch, Französisch und Deutsch, sondern zusätzlich auch einen dreisprachigen. Die Landeshymne des Gastgeberlandes Schweiz gibt es natürlich auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch.

    Klassische Nationalstaaten wie Deutschland, Frankreich oder Italien, die noch immer die Fiktion ihrer Einsprachigkeit aufrecht erhalten wollen, obwohl sie ebenfalls multilingual wären, haben in der Regel nur einsprachige Hymnen. Wobei zu sagen ist, dass die Südtirol betreffende, blutrünstige italienische Hymne auch dann nicht wirklich besser wäre, wenn man sie etwa auf Deutsch und Ladinisch singen könnte.

    Die Hymnen des Kaisertums Österreich (bis 1918), deren Melodie auf Joseph Haydn zurückgeht, gab es in sämtlichen Amtssprachen des Vielvölkerstaats: insgesamt mindestens elf.

    Cëla enghe: 01 02 03 04



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