Autorinnen und Gastbeiträge →

  • CPI: Schockierende antisemitische Aktion.

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    Die Recken der offen faschistischen CasaPound — also die Freunde der weder un- noch antifaschistischen FdI (vgl. 01 02 03) — haben in Padua und Görz eine schwerst antisemitische, die Shoah verharmlosende Aktion umgesetzt: In ausdrücklicher Bezugnahme auf das Kunstprojekt von Gunter Demnig zum Gedenken an die Opfer des Holocausts, verlegten sie in beiden Städten messingfarbene Täfelchen in der Größe eines Pflaster- bzw. eines Stolpersteins mit der Aufschrift »Für Palästina und seine Söhne – Oktober – November 2023«. Wie auch immer man zum derzeit laufenden Krieg im Nahen Osten stehen mag, der von einem brutalen terroristischen Akt der Hamas eingeleitet wurde, ist die schockierende, widerliche Tat von CasaPound in keiner Weise rechtfertigbar. Unter einem billigen Vorwand werden damit Menschen jüdischer Kultur und jüdischen Glaubens pauschal und einseitig für die israelische Reaktion auf einen Angriff gegen sein Existenzrecht verantwortlich gemacht, die Selbstverteidigung Israels mit der industriellen Vernichtung des jüdischen Volkes durch die Nazis auf eine Stufe gestellt und das Gedenken an die Holocaustopfer verhöhnt und verspottet. All dies, während Jüdinnen auf der ganzen Welt ohnehin wieder mit schweren Anfeindungen und Gewalt konfrontiert sind und um ihre Unversehrtheit bangen müssen.

    Die politischen Freunde und Weggefährten derer, die diese hinterfotzige Aktion geplant und umgesetzt haben, sitzen in Rom an den Schalthebeln der Macht und werden bald auch in Südtirol (wieder) in der Landesregierung sein. Wobei sie in dieser konkreten Frage — bezüglich Israel — gar nicht einer Meinung sein mögen.



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  • Italien: Eingeschränkte Meinungsfreiheit.
    Verleumdung // Europarat

    Vom 19. bis 23. Juni dieses Jahres hat die Menschenrechtskommissarin des Europarates, Dunja Mijatović, Italien besucht, um sich ein Bild über die Lage der Grundrechte im Land zu machen. Der daraus hervorgegangene Bericht wurde letzten Donnerstag, den 14. Dezember öffentlich gemacht. Darin geht Mijatović unter anderem auf das Recht auf freie Meinungsäußerung ein1S. 36f und kritisiert (zum wiederholten Mal), dass die Verleumdung in Italien nicht nur ein zivil-, sondern auch ein strafrechtlicher Tatbestand (Art. 595 StGB) ist und Schuldigen bis zu sechs Jahre Haft drohen.

    Gegen Journalistinnen würden in Italien tausende Verfahren eingeleitet, doch nur sehr wenige endeten mit einer Verurteilung. Dies sei ein Hinweis darauf, dass es sich dabei um SLAPP-Klagen — also Einschüchterung — handle. Da die Prozesse lange dauern und hohe Kosten verursachen, unterminierten solche Klagen die Arbeit von Journalistinnen und Medienvertreterinnen. Außerdem könnten sie vor journalistischer Recherchearbeit abschrecken und Selbstzensur fördern.

    Die Kommissarin unterstreicht, dass sie die italienischen Behörden gemeinsam mit anderen internationalen Organisationen und Menschenrechtsgremien schon oft dazu aufgerufen habe, Freiheitsstrafen und unverhältnismäßig hohe Geldbußen für Verleumdung abzuschaffen. Das italienische Verfassungsgericht habe 2021 sogar Artikel 13 des Pressegesetzes von 1948 (Verleumdung) als verfassungswidrig eingestuft2Urteil Nr. 150/2021 und das Parlament aufgerufen, diesbezüglich tätig zu werden — doch dies sei noch immer nicht geschehen.

    Mijatović fordert Italien folglich wieder einmal auf, eine breite Reform der einschlägigen Gesetzgebung vorzunehmen, um die Verleumdung vollständig zu entkriminalisieren und um SLAPP-Klagen zu verhindern.

    In Südtirol ist das Thema gerade von besonderer Aktualität, weil der Landtagsabgeordnete von Fratelli d’Italia, Marco Galateo, mit einer Klagewelle gedroht hat, um den Dissens zu schwächen. Das italienische Strafgesetzbuch, dem Namen eines faschistischen Justizministers folgend auch als Codice Rocco bekannt, ist im Juli 1931 in Kraft getreten, also zu einer Zeit, als die Meinungs- und Pressefreiheit ganz und gar nicht erwünscht waren. Unter anderem Artikel 595 StGB ist seit 1931 ohne Abänderungen in Kraft.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 || 01

    • 1
      S. 36f
    • 2
      Urteil Nr. 150/2021


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  • Die »Bozner Krankheit« in der SVP.

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    1 Comentâr → on Die »Bozner Krankheit« in der SVP.

    Zehn Mitglieder der Plattform Heimat in der Südtiroler Volkspartei haben Parteiobmann Philipp Achammer und LH Arno Kompatscher am Montag ein geharnischtes Communiqué zukommen lassen, mit dem sie vor dem den aktuellen Kurs der Parteispitze in Bezug auf die Koalitionsverhandlungen anprangern. Gegenüber der TAZ hatte sich der Vorsitzende der Plattform, Michael Epp, schon vor gut zehn Tagen äußerst skeptisch über die Zusammenarbeit mit der Partei von Giorgia Meloni gezeigt. Bei der entscheidenden Abstimmung im Parteiausschuss sollen die Mitglieder des patriotischen Flügels, einschließlich Harald Stauder, geschlossen gegen die Zusammenarbeit mit FdI gestimmt haben.

    Den Wortlaut des internen Schreibens, das vor der Parteileitungssitzung am selben Tag verschickt wurde, hat Christoph Franceschini schon am Montag auf Salto öffentlich gemacht. Auch wir geben ihn hier wieder:

    Bozen, den 18. Dezember 2023

    Stellungnahme betreffend [die] laufenden Koalitionsverhandlungen

    Werter Parteiobmann,
    werter Landeshauptmann,
    liebe Freunde in der Volkspartei!

    Bezüglich eures Postings oder eurer Stellungnahme, dass die unselige Koalition, die sich hierzulande anzubahnen droht, aus „autonomiepolitischen Gründen” und aus Respekt vor dem Wählerwillen der italienischen Bevölkerung (die zum größten Teil lieber daheim geblieben ist, anstatt in die Wahlkabine zu gehen…) geschlossen wird, möchten wir festhalten, dass wir mit der Definition des Begriffs „Werte” und des äußerst schwammigen Autonomieausbaus große Probleme haben (Bauchweh war gestern…).

    Täglich erreichen uns Rücktrittsbekundungen, besorgte Landsleute melden sich, welche die Welt nicht mehr verstehen. Wir wissen nicht genau, welche Krankheit da in Bozen grassiert, aber zur Kur empfiehlt es sich einen Blick in das Grundsatzpapier der Südtiroler Volkspartei zu werfen. Da steht u.a. geschrieben „Die Südtiroler Volkspartei bekennt sich zum christlich-humanistischen Menschen- und Gesellschaftsbild und betrachtet dieses als verbindliche Grundlage ihrer Wertvorstellungen und Ideale.” Und weiter steht da: „Als Sammelpartei erkennt sie sowohl in ihren eigenen Reihen als auch nach außen volle Gewissens- und Religionsfreiheit an. Sie bekämpft entschlossen alle links- und rechtsextremen Strömungen und Ideologien sowie eine Politik auf Kosten der Schwächeren.” Nun – der Parteiausschuss hat eine Entscheidung gefällt. Von Verantwortungsträgern würde man sich erwarten, dass sie mit Überzeugung hinter Entscheidungen stehen, was wir aber in diesen Tagen an Stellungnahmen von Seiten der Parteiführung, auch von Seiten der SVP-ArbeitnehmerInnen, zu hören bekommen, lässt dann schon eher ein Sich-vor-der-Verantwortung-drücken vermuten. Wer eine rote Linie überschreitet, muss sich bewusst sein, dass der Applaus ausbleiben wird.

    Bitte erspart uns weitere Postings und Stellungnahmen zur Rechtfertigung bezüglich der zukünftigen Koalitionspartner, die öffentlich auf besagte Menschrechte pfeifen, eindeutig dem Faschismus huldigen und sich einen – man verzeihe uns den Ausdruck – Dreck um unsere Minderheiten scheren. Lasst der Südtiroler Volkspartei noch ein bisschen Würde!

    Mit besten Tiroler Grüßen,
    Die Mitglieder der Plattform Heimat in der Südtiroler Volkspartei

    Auch in der SVP tut man sich alles andere als leicht mit der geschichtsvergessenen Koalition und dem Umgang damit. Die Hoffnung, dass die Partei noch zur Vernunft kommt, stirbt zuletzt.



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  • »Höchstes Gut« steht auf dem Spiel.
    Martha Stocker für Abgrenzung

    Am Samstag waren der Politikwissenschafter Günther Pallaver und die Historikerin Martha Stocker (SVP) bei einem Mittagsmagazin Spezial von Rai Südtirol zu Gast. Auf die Klagedrohungen von Marco Galateo (FdI) angesprochen, bezeichnete Stocker die Meinungsfreiheit als »das höchste Gut, das wir haben.«

    Da verstehe ich die Welt nicht mehr. Also da kommen schon wirklich wesentliche Grundfreiheiten… werden in Frage gestellt.

    – Martha Stocker

    Transkription von mir

    Sie brachte in der Folge die Hoffnung zum Ausdruck, dass sich die SVP von dieser Haltung des wahrscheinlichen Koalitionspartners klar abgrenzt. Das finde ich einerseits gut. Andererseits spricht Martha Stocker selbst davon, dass hier das höchste Gut, das wir haben unter die Räder zu kommen droht. Reicht es bei derart Grundsätzlichem wirklich, einfach nur äußerlich auf Distanz zu gehen oder ein paar wohlklingende Worte in eine Präambel zu schreiben? Präambeln sind zwar wichtig, doch sie sind auch der Teil von Verträgen, wo Papier am geduldigsten ist. Ist das wirklich alles, was die SVP zur Verteidigung von Grundwerten aufzubringen gewillt ist?

    Noch bevor die neue Koalition steht, muss die Volkspartei schon an allen Ecken Feuerwehr spielen und kommt damit kaum noch hinterher. Wie es dann erst wird, wenn die Rechtsrechten an den Schalthebeln sind, können wir uns ausmalen. Leider werden dann aber keine Distanzierungen mehr ausreichen.

    Die einzig glaubwürdige Abgrenzung ist der rechtzeitige Abbruch der Koalitionsgespräche.

    Siehe auch: 01



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  • Galateo weigert sich, den Faschismus zu verurteilen.

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    0 Comentârs → on Galateo weigert sich, den Faschismus zu verurteilen.

    Der Landtagsabgeordnete, derzeitige Landtagsvizepräsident und LH-Stellvertreter in spe Marco Galateo (FdI) war vergangenen Donnerstag bei Agenda33 auf VB33 zu Gast. Dort bezeichnete er die Italienerinnen in Südtirol ausdrücklich als eine benachteiligte Minderheit, die sich »unterjocht«1it: »sopraffatto« fühle. Darauf führt er unter anderem auch die — im Vergleich zu den Deutschsprachigen — geringere Wahlbeteiligung zurück, obwohl das wenig Sinn ergibt, da die Zahlen im Trentino ähnlich waren. Zum wiederholten Mal drohte er zudem den Gegnerinnen einer Koalition von SVP und Rechtsextremen mit einer SLAPP-Klageflut.

    Von Gastgeber Argentino Serraino wurde Galateo aber auch gefragt, wie er zum Faschismus steht. Ganz nach Schema F (der Schenkelklopfer sei mir verziehen) wand sich Galateo dabei wortreich und bis zur Verrenkung um eine Verurteilung dieser menschenverachtenden Ideologie herum und schaffte noch nicht einmal eine milde persönliche Distanzierung. Darin unterscheiden sich die lokalen Koalitionspartner der SVP also — trotz der leidvollen Geschichte dieses Landes und der heutigen Minderheitensituation — keineswegs von der staatsweiten Parteiführung.

    Im Wortlaut:

    Argentino Serraino: E quindi, giusto per chiarire, Lei come descriverebbe il fascismo? Fa fatica a definirsi antifascista?

    Marco Galateo: Ma, vede, io non voglio essere anti-qualcosa. Io sono nato nel ’79, il fascismo era caduto da trent’anni, sono cresciuto con il culto della libertà. Quindi io credo che se noi ci concentriamo su terminologie o pensieri «anti», «contro», «no», questo non fa bene. Noi dobbiamo essere propositivi e nella propositività ho giurato fedeltà alla Costituzione, Fratelli d’Italia ha nel suo statuto il concetto di libertà. Ma attenzione, siamo contro tutti i totalitarismi, non solo contro alcuni. Perché è un po’ facile dire di essere… di chiedere patenti di antifascismo, antinazismo, antirazzismo. Però quando parliamo, io dico… va bene, non c’è problema, abbiamo depositato noi un disegno di legge in Regione Trentino-Alto Adige per condannare tutti i totalitarismi, tutte le forme di violenze, tutte le forme di terrorismo, anche quelle altoatesine. Non tutti erano d’accordo a condannare il comunismo o a condannare il terrorismo altoatesino.

    A.S.: Però comunque non si definisce, quindi, antifascista?

    M.G.: Non ce n’è bisogno.

    A.S.: Però senza voler rimarcare, diciamo, una differenza… una lontananza dalle accuse che vengono mosse a Fratelli d’Italia, non si potrebbe semplicemente dire «sì, siamo antifascisti anche noi, basta, continuiamo…»

    Io non ho bisogno di chiedere scusa per qualcosa che non ho fatto, non ce n’è bisogno. Dovrebbero chiedere scusa tutti gli italiani, dovrebbero tutti gli italiani dichiararsi anti-tutto, e invece non dobbiamo dichiararci anti-qualcosa, dobbiamo dichiararci a favore. E quando io dico che giuro fedeltà alla Costituzione, vuol dire che io giuro fedeltà alla libertà, al rispetto dell’individuo, alla pari dignità. Per chi mi conosce, anche il tema, diciamo, del rispetto delle regole. Dico: le regole, se non sono giuste, dobbiamo rivederle, il legislatore deve rivederle, no? Quindi un approccio totalmente liberale, sia nel mondo delle istituzioni e anche poi, però, nel mondo reale.

    Transkription von mir

    Der Widerspruch könnte größer kaum sein: Galateo rühmt sich, im Regionalrat eine (hinterfotzige) Vorlage zur Verurteilung sämtlicher Totalitarismen, sämtlicher Formen von Gewalt und sämtlicher Formen von Terrorismus eingebracht zu haben. Doch wenn es konkret um den Faschismus geht, ist plötzlich jedwede Distanzierung und Verurteilung überflüssig. Dann wird darauf hingewiesen, dass man nicht gegen, sondern für etwas sein müsse.

    Abschließend zu Femiziden und Patriarchat befragt, schoss Galateo gleich noch eine rassistische Aussage hinterher, bei der es mir kalt den Rücken herunterläuft: Ums Patriarchat gehe es doch ohnehin nur, wenn der Mörder ein weißer Italiener sei. Es handle sich aber nicht sosehr um ein Problem der Männer, sondern — Achtung — um eins der Generationen. Und Gewalt dürfe nie geduldet werden, auch nicht die verbale. Damit schlug er ausdrücklich einen Bogen zu den Gegnerinnen der unheilvollen Koalition mit seiner Partei, die persönlich angreifen statt auf Argumente eingehen würden.

    Kann man noch skrupelloser sein?

    Siehe auch: 01 02 03 || 01 02 03 04 05

    • 1
      it: »sopraffatto«


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